Gaddafi-Sohn in Libyen getötet
Anhaltende Kämpfe um Bani Walid
Tripolis (dpa/AFP/nd). Genau ein Jahr nach dem Tod des libyschen »Revolutionsführers« Muammar al-Gaddafi soll sein Sohn Chamis getötet worden sein, berichtete am Sonnabend der Fernsehsender Libya TV. Demnach starb der Sohn, der bereits während des Bürgerkriegs im vergangenen Jahr totgesagt worden war, bei einem Gefecht in der Stadt Bani Walid. Der 29-jährige Chamis hatte während der Herrschaftszeit seines Vaters eine Brigade der Streitkräfte kommandiert. Ein Reporter des Fernsehsenders sagte, er habe die Leiche von Chamis al-Gaddafi mit eigenen Augen gesehen. Vizepremier Mustafa Abu Schagur erklärte über Twitter, die Leiche sei nach Misrata gebracht worden.
Für Verwirrung sorgte ein Bericht über die Festnahme von Gaddafis früherem Regierungssprecher Moussa Ibrahim. Er wurde nach Angaben aus dem Kabinett vom Sonnabend in Tarhouna, 70 Kilometer südöstlich von Tripolis, gefasst. Am Abend wurde auf einer ihm zugeordneten Facebook-Seite eine Tonbandaufnahme veröffentlicht, in der er seine Festnahme dementiert. In der Aufnahme sagt ein Mann, der sich als Moussa Ibrahim vorstellt: »Mit den Nachrichten über meine Festnahme soll von den Verbrechen abgelenkt werden, die die Rebellen der NATO gegen unsere Leute in Bani Walid verübt haben.« Dort würden selbst Frauen und Kinder getötet. Er selbst befinde sich nicht in Libyen. Allerdings konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob dies tatsächlich die Stimme Ibrahims war.
Unterdessen stieg die Zahl der Opfer bei Kämpfen um die ehemalige Gaddafi-Bastion Bani Walid. Wie Ärzte in der Nacht zum Sonntag mitteilten, wurden 26 Menschen getötet. Das Krankenhaus in Bani Walid meldete vier Tote, darunter ein vierjähriges Mädchen. Die Stadt ist seit Tagen Schauplatz von Gefechten zwischen regierungstreuen Milizen und ihren Gegnern.
In Tripolis dagegen versammelten sich am Sonnabend Hunderte Menschen, um den Jahrestag von Gaddafis Tod zu feiern. Gaddafi war am 20. Oktober 2011 in Sirte von Rebellen gefasst und ermordet worden.
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