Wege zur Kommunismus-App

In Berlin trafen sich Freunde und Entwickler des Betriebssystems Ubuntu

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 3 Min.
Am Sonntag endete in Berlin die jährliche Konferenz zum freien Computer-Betriebssystem Ubuntu. Außer um Datenkompression und Cloud-Computing ging es dort auch darum, wie ein Stück Software die Welt ein bisschen menschlicher machen kann.

»Träumerisches Ozelot« haben sie den Raum genannt, in dem sich nun Softwareentwicklerin Betti Österholz über »45 Byte Ersparnis« freut. Am anderen Ende des Ganges redet im »schicken Narwal« ein junger Mann darüber, wie man auch auf kleinen Bildschirmen noch alles sieht. »Einführung in die KDE-Plasma Workspaces« nennt er das. Am Wochenende trafen sich Entwickler und Anwender des Betriebssystems Ubuntu auf der Ubucon 2012. »Das zentrale Event der deutschsprachigen Ubuntu-Community« verspricht die Einladung. Sicher ist: Die merkwürdigen, von Versionsbezeichnungen des Betriebssystems übernommenen Raumbezeichnungen sind nicht die einzige Eigenart dieser Bewegung.

Was die jungen, überwiegend männlichen, Gäste jedes Jahr zusammenbringt ist ein Computerprogramm: Ubuntu - eine Open Source Linux Distribution auf Debian-Basis. Oder einfacher: Eine Art kostenloses Windows zum Mitmachen. »Stell dir vor du gehst zu einer Messe und das, was dort beworben werden soll, liegt überall schon kostenlos herum«, erklärt der 17-jährige Axel die Vorzüge des Betriebssystems, das vor acht Jahren auf den Markt kam. Von seinem Informatiklehrer wurde er auf das Programm aufmerksam gemacht. »Mittlerweile bietet Ubuntu alles, was Microsoft auch kann, nur kostenlos und frei veränderbar«, schwärmt er von der Software, die schätzungsweise 25 Millionen Anwender weltweit gefunden haben soll.

Doch auf den ersten Blick wirkt auch die Ubucon nicht anders als andere Computer-Veranstaltungen: Im »Ozelot-Raum« lernen Interessierte die Möglichkeiten von Bildbearbeitung. Ein 17-jähriger Schüler führt nebenan in eine Programmiersprache ein, während eine Etage tiefer ein Manager über den erfolgreichen Einsatz Ubuntus in seinem Unternehmen berichtet.

Selbst die Szenerie entspricht dem Klischee, die fachfremde Besucher von solchen Veranstaltungen haben: Die ersten Worte am Empfang gelten den Zugangsmöglichkeiten zum örtlichen Computer-Netzwerk. In den Seminarräumen verstecken die meisten Besucher ihre Köpfe hinter Latop-Bildschirmen. Im Aufenthaltsraum stapeln sich Kästen mit Matetee-Brause. Am Fenster hängt der mit Netzwerkkabel befestige obligatorische Pinguin - eine Art Wappentier der Szene.

Natürlich diene die Veranstaltung in erster Linie dazu, neue Software-Entwicklungen vorzustellen, sagt Torsten Franz. Er ist einer der Organisatoren der Veranstaltung, die nach Krefeld und Leipzig nun in den Räumen der Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur in Berlin stattfindet. Hinter den Versionsmaskottchen wie Narwalen, Schuppentieren und Ozelots verstecke sich »mehr als ein kostenloses Computerprogramm«. In südafrikanischen Bantusprachen bedeutet Ubuntu so viel wie »Menschlichkeit« oder »Nächstenliebe«.

Eine ganze Philosophie hat sich in der zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts im Süden Afrikas um den Begriff entwickelt. Ein Betriebssystem zu entwickeln, das »jedem gehört und den Menschen in den Mittelpunkt stellt«, sei deshalb Ziel des Projekts, erklärt Franz. Die einfachen und benutzerorientierten Bedienmöglichkeiten gelten deshalb als Erfolgsursache des Betriebssystems. »Es ist auch einfach schön, mal gemeinsam einen Trinken gehen zu können«, beschreibt Axel den anderen sozialen Aspekt der Veranstaltung. »20 Uhr: Social Event«, heißt das im Programmplan. Der Veranstaltungsort: weder Ozelot noch Narwal, sondern ein Restaurant am Alexanderplatz. Und falls es doch nicht klappen sollte mit der freien Kommunikation, gibt es dort zur Not auch WLan.

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