Denkzettel bei Wiederwahl
Schwaches Votum für die Präsidentin des Deutschen-Schwimmverbands Christa Thiel
Präsidentin Christa Thiel hat derzeit keine starke Rückendeckung im Deutschen Schwimm-Verband. Beim Verbandstag in Hamburg erhielt die Wiesbadener Rechtsanwältin am Sonnabend mit dem schlechtesten Ergebnis ihrer Amtszeit einen deutlichen Denkzettel. Sie bekam 229 von 401 gültigen Stimmen (57,1 Prozent). Einen Gegenkandidaten gab es nicht. »Diejenigen, die mich nicht gewählt haben, werden ihre Kritikpunkte haben. Ich werde auf sie zugehen, um diese auszuräumen«, so Thiel. Vor vier Jahren hatte Thiel 88,4 Prozent erhalten. Sie führt den DSV seit November 2000.
Obwohl die Olympiabilanz mit nur einer Medaille durch Langstreckenschwimmer Thomas Lurz mager ausfiel, war mit einem solch schlechten Wahlergebnis dennoch nicht gerechnet worden. Eine Rolle könnte gespielt haben, dass zuvor ein Antrag zur stärkeren Stimmengewichtung von mitgliederstarken Landesverbänden abgelehnt worden war. Auch wird ihr vorgeworfen, zu viele interne Entscheidungen ohne eigene Meinung zu begleiten. »Das Wahlergebnis bedeutet für sie, dass sie manches nicht mehr einfach nur aussitzen kann. Sie soll ja die Leitfigur sein«, sagte der Chef des NRW-Landesverbandes, Manfred Peppekus.
Zuvor hatte Ex-Schwimmcheftrainer Ralf Beckmann eine Neuausrichtung und einen »Klimawandel« im DSV gefordert. »Wir brauchen bessere Qualität in Kommunikation, Kooperation, Koordination und Konzentration der Kräfte.« Trainer und Athleten bräuchten »kreative Freiräume«, die Übungsleiter seien inzwischen mehr mit Computeranalysen beschäftigt als mit dem Beinschlag ihrer Sportler. Zudem frage er sich, ob es »eine kluge Entscheidung war, 2008 einen Direktor Leistungssport zu installieren, der das Durchgriffsrecht auf alle Sparten hat. Ich schätze Lutz (Buschkow) nicht nur persönlich, sondern auch als ausgewiesenen Experten. Aber diese Konstellation hat nicht geholfen, uns international stärker zu machen«, so Beckmann, bis 2006 Cheftrainer und Sportdirektor der Beckenschwimmer. Er schloss mit dem »nicht sarkastisch« gemeinten Satz: »Null Medaillen sind eine hervorragende Ausgangsposition, besser zu werden.«
In seiner Erwiderung sagte Buschkow, er hätte sich in London »etwas mehr Rückendeckung der Kadertrainer gewünscht«. Man habe das Personalkonzept seit 2008 nicht genügend »unterfüttert«, der Spagat als Stützpunkttrainer gleichzeitig auch Spitzenschwimmer persönlich zu betreuen sei so nicht leistbar. Die Trainer hätten auf seine Frage, wer als Medaillenkandidat für Rio infrage käme, mit Schweigen geantwortet. In den Weltranglisten habe man nur wenige Athleten in den Top Ten. »Es kann sein, dass der Tiefgang noch gar nicht erreicht ist.«
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