Severin Freund mal oben und mal unten

Skispringen: Beim Weltcupauftakt in Lillehammer erst gesiegt, dann auf Platz 16 abgestürzt

  • Gerald Fritsche, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach einer Rückenoperation im Frühjahr fehlte Severin Freund viel Training. Doch der Skispringer aus Rastbüchl kämpfte sich wieder heran und belohnte sich für seinen Trainingsfleiß selbst mit seinem Sieg beim ersten Einzelweltcup der neuen Saison auf der Normalschanze in Lillehammer. Beim zweiten Springen auf der Großschanze wurde er nur 16.

Das Lachen wollte aus dem Gesicht von Severin Freund gar nicht mehr verschwinden. In einem spannenden Wettbewerb setzte sich der Bayer auf der Normalschanze in Lillehammer mit Weiten von 98 und 100,5 Metern und der Gesamtnote 268,5 durch. Dabei verwies er den Österreicher Thomas Morgenstern (99/102 m/267,2 Punkte) und den norwegischen Weltcup-Gesamtsieger der vergangenen Saison, Anders Bardal (98/101/267,0), auf die Plätze.

»Das ist ein Hammer-Saisoneinstieg. Es war sehr schön, heute zu springen. Ich bin im Moment sehr entspannt, weil ich komplett schmerzfrei bin. Ich genieße es einfach«, meinte der Sieger, der nicht so recht wusste, wie ihm geschah. Denn vor einem halben Jahr musste sich der 24-Jährige einer Bandscheibenoperation unterziehen. Er begann sehr spät mit dem Sommertraining und kam erst bei den letzten beiden Springen des Sommer-Grand-Prix ins internationale Wettkampfgeschehen zurück. Das aber eindrucksvoll: Denn er gewann in Klingenthal und holte sich dort auch den Meistertitel auf der Großschanze - und das mit neuem Material.

»Das ist ein toller Saisonstart. Ich habe es sehr genossen«, jubelte Bundestrainer Werner Schuster und lobte Freund. »Für Severin war es schwer, denn die Springer vor ihm hatten Aufwind, er hatte keinen mehr. Da musste man schon eine fantastische Qualität zeigen. Er hat den Sprung super getroffen.«

Für ungläubiges Staunen hatte bei Halbzeit Andreas Wellinger gesorgt. Der 17-Jährige hatte mit 103 Metern nicht nur die größte Weite gestanden, sondern sich vor allen Etablierten an die Spitze gesetzt. »Es war ein richtig schöner Sprung. Da hat alles gepasst. Ich nutze die Tage hier, um mich an das hohe Niveau heranzutasten«, sagte der Ruhpoldinger. So ganz egal war es ihm dann aber doch nicht, im zweiten Durchgang als Letzter auf den Bakken zu klettern. Dennoch sprang er noch einmal 98,5 Meter weit und wurde Fünfter.

»Ihn haben wir im Sommer entdeckt. Er ist ein sehr interessanter Mann und hat mich mit seinen Qualitäten überzeugt. Seine Stärke ist seine Unverbrauchtheit, zudem hat er gute Hebel«, so Bundestrainer Schuster.

Das zweite Springen am Sonntag auf der Großschanze brachte Freund kein Glück: Auf dem großen Olympiabakken musste sich der Rastbüchler, der nach dem ersten Durchgang sogar nur auf Platz 27 lag, am Ende mit Rang 16 begnügen und das Gelbe Trikot des Führenden in der Weltcupgesamtwertung wieder abgeben. Das übernahm der Österreicher Thomas Morgenstern, der die Plätze zwei und drei belegte. Neben Freund, der in der Gesamtwertung Vierter ist, trug sich auch Weltmeister Gregor Schlierenzauer (Österreich) am Sonntag in die erste Siegerliste ein.

Im Mixed-Teamwettbewerb nur vierten Rang belegt

Im mit Spannung erwarteten Mixed-Teamwettbewerb hatte das deutsche Quartett einen Podestplatz angepeilt - und verfehlt. Die Mannschaft mit Ulrike Gräßler (Klingenthal), Richard Freitag (Aue), Carina Vogt (Degenfeld) und Severin Freund kam mit 875,7 Zählern nicht über Platz vier hinaus. Erster Saisonsieger wurde Norwegen (983,1) vor Japan (966,0) und Italien (899,0).

Frauen-Bundestrainer Andreas Bauer hatte aufgrund der Trainingsleistungen Carina Vogt an Position drei aufgestellt. Die 20-Jährige rutschte bei ihrem ersten Versuch über den Schanzentisch und landete bei 68 Metern, der schlechtesten Wettkampfweite. Die Teamkollegen sorgten mit soliden Sprüngen wenigstens dafür, dass die deutsche Mannschaft überhaupt in den zweiten Durchgang kam. Auch im Finale blieb Vogt mit 82 Metern unter ihren Möglichkeiten, während Freund und Freitag bei Regen und wechselndem Wind zu überzeugen wussten.

Opfer des neuen FIS-Reglements wurden die favorisierten Österreicher. Bei der Anzugkon-trolle wurde bei Andreas Kofler ein größerer Spielraum als die genehmigten zwei Zentimeter gemessen, was zur Disqualifikation führte.

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