Krankenhaus in Bürgerhand
Einbecker Einwohner zahlen für Weiterbetrieb ihres Krankenhauses
Ungewöhnliche Rettungsaktion für eine Klinik: Einwohner der Stadt Einbeck übernehmen den Betrieb ihres insolventen Krankenhauses in Eigenregie. Eine Gruppe von Bürgern habe zugesagt, sich »ideell und finanziell« für die Klinik zu engagieren, sagt der Ärztliche Direktor der Klinik, Olaf Städtler. Das von ihnen zur Verfügung gestellte Geld soll in das Eigenkapital der Klinik-GmbH als Trägerin des Krankenhauses fließen.
In der vergangenen Woche hatte der Einbecker Stadtrat mehrere Millionen Euro für die Rettung des Krankenhauses freigegeben. Die Mittel sind für die Liquiditätssicherung sowie als Investitionszuschuss gedacht. Der Landkreis Northeim als kommunale Aufsichtsbehörde muss die Geldspritze allerdings noch bewilligen.
Die Kommune allein hätte den Erhalt der Klinik nicht gewährleisten können, ist Städtler überzeugt: »Ohne die private Initiative dieser Einbecker Bürger gäbe es das Krankenhaus nicht mehr.« Den Wohltätern ist nach Angaben des Krankenhaus-Chefs vor allem am Erhalt der Grund- und Regelversorgung sowie des Notarzt-Standortes Einbeck gelegen. Sie wollen dazu beitragen, neben den Bereichen Innere Medizin und Chirurgie die Schmerz- und Palliativmedizin in Kombination mit der Traditionellen Chinesischen Medizin weiter auszubauen.
Welchen Betrag er und die anderen privaten Financiers nun zuschießen, ließ Städtler offen. Außer seinem eigenen sind bislang drei Namen von Förderern bekannt geworden: Die Familie Büchting hält große Anteile an dem in Einbeck ansässigen Saatgut-Konzern KWS, der lange Zeit wegen seiner Freilandversuche mit gentechnisch manipulierten Zuckerrüben in der Kritik stand. Der Unternehmer Karl-Heinz Rehkopf betreibt in der Stadt einen Oldtimer-Handel und lässt derzeit das alte Einbecker Kornhaus zu einem Motorrad-Museum umbauen. Walter Schmalzried ist Inhaber eines Kaufhauses, er sitzt zudem für die CDU im Stadtrat. Außer den genannten soll es dem Vernehmen nach weitere stille Gesellschafter geben, und auch zusätzliche private Geldquellen sollen erschlossen werden.
Der Gläubigerausschuss der insolventen Klinik hat den Plänen zur Fortführung des Krankenhausbetriebes bereits zugestimmt, auch das deutsche Krankenhaus-Institut gab grünes Licht. Offensichtlich tragen aber auch die Beschäftigten zum Weiterbestehen des Krankenhauses bei. Sie hätten angekündigt, auf einen Teil ihres Gehaltes zu verzichten, räumte Städtler ein.
Dass das nach dem Einbecker Apotheker und Morphium-Entdecker Friedrich Sertürner benannte Krankenhaus in finanziellen Schwierigkeiten steckt, wurde 2011 bekannt. Zwei Monate lang zahlte die damalige Trägergesellschaft Gehoma (Gesellschaft für Hospital-Management) keine Löhne aus, gleichzeitig suchte sie nach einem Käufer. Der schien mit der Arbeiterwohlfahrt Sachsen-Anhalt gefunden - bis sich diese im Oktober ebenfalls als Betreiber zurückzog.
Die Landesregierung in Hannover lehnte kürzlich einen Sonderzuschuss für das Krankenhaus ab. Die Auslastung von rund 78 Prozent im vergangenen Jahr sei »für einen wirtschaftlich nachhaltigen Betrieb des Krankenhauses nicht ausreichend«, beantwortete die Regierung eine SPD-Anfrage.
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