Schwere Geschütze

Morgen beraten die DFL-Klubs das Sicherheitspapier, die Politiker erhöhen den Druck

Am Mittwoch entscheiden die 36 Profiklubs des Ligaverbandes Deutsche Fußball Liga (DFL) auf ihrer Vollversammlung, ob sie dem umstrittenen Sicherheitskonzept zustimmen, dessen ersten Entwurf gleich mehrere Vereine abgelehnt hatten, unter anderem der 1. FC Union, der FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf.

In diesem Streit kennt kaum einer mehr Zurückhaltung, geschweige denn ein Interesse an den Argumenten jener, die jeweils anderer Meinung sind: Noch bevor die Vertreter der Bundesligisten morgen in Frankfurt am Main ihre Standpunkte austauschen und die 16 Änderungsanträge beraten, um sich womöglich auf die notwendige Zweidrittelmehrheit zu einigen, mit der das 37-seitige Sicherheitspapier verabschiedet werden könnte, fahren vor allem Innenpolitiker schwere Geschütze auf.

»Ich erwarte, dass die Vereine und Verbände nach der kontrovers geführten Diskussion in den vergangenen Wochen nunmehr ihre Geschlossenheit demonstrieren«, so argumentierte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gestern gegenüber dem Sportinformationsdienst SID. »Das würde uns bei der Bekämpfung der Gewalt inner- und außerhalb der Stadien ein großes Stück voranbringen«

Ende vergangener Woche hatten die Innenminister der Länder nach ihrer Konferenz in Rostock damit gedroht, dass die Klubs sich künftig an den Kosten für die Polizeieinsätze beteiligen müssten. »Das ist von uns nicht gewollt, aber vielleicht bleibt uns keine andere Wahl«, war von Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann zu vernehmen.

Schünemann übernimmt 2013 den Vorsitz der Inneministerkonferenz (IMK). Er deutete an, dass das gewünschte Abstimmungsverhalten belohnt werden könnte: »Wenn die Vereine das Sicherheitskonzept beschließen und es so zur kommenden Saison umsetzen, werden wir keine Kosten in Rechnung stellen.«

Zuvor hatte bereits der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier einen »Sicherheits-Euro« in die Diskussion eingeworfen, der IMK-Vorsitzende Lorenz Caffier hatte immer wieder das Verbot von Stehplätzen ins Gespräch gebracht.

Was die Fans von derlei Überlegungen halten, ist seit drei Spieltagen beim Stimmungsboykott in den Stadien zu erleben, bei dem 12 Minuten und 12 Sekunden lang eisern geschwiegen wird, um auf das morgige Datum zu verweisen. Am Wochenende demonstrierten Tausende Gegner des Konzeptes in Berlin, Dresden, Paderborn oder Dortmund gegen das Sicherheitspapier.

Die Anhängerschaft sieht sich schlichtweg diskriminiert, unter anderem könnten künftig auch »Ganzkörperkontrollen« erlaubt werden. Nach Einschätzung von Michael Gabriel, Leiter der Koordinierungsstelle Fanprojekte, sei das Papier wegen der Diskussionen »deutlich verbessert«. Dennoch werde in Zukunft ausschlaggebend sein, »wie Fans vor und in den Stadien behandelt werden« - unabhängig von allen Konzepten.

Die wenig plausible Drohung der Innenminister, die Vereine künftig an den Kosten der Polizeieinsätze zu beteiligen, wird auch von Polizisten kritisch gesehen. Zum einen passiere »ein Großteil der Randale sowieso beim An- und Abmarsch«, wie Bernd Witthaut, Vorsitzender Polizeigewerkschaft GdP erklärte. Zum anderen müsse dies dann auch »für jedes Weinfest, jedes Schützenfest« gelten: »Auch für den CDU- oder CSU-Parteitag.«

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