Werbung

Na gut, dann bleibt er doch

Offenbacher Fußballer retten ihrem Trainer Arie van Lent mit Pokalsieg gegen Düsseldorf den Arbeitsplatz

  • Benjamin Burkarth, SID
  • Lesedauer: 3 Min.
Vor dem Spiel galt Offenbachs Trainer Arie van Lent schon fast als entlassen. Nach der Pokalsensation gegen den Bundesligisten Fortuna Düsseldorf soll der Ex-Profi seinen Vertrag nun sogar verlängern.

Nach vollbrachter Pokalüberraschung zeigten die Profis des Fußball-Drittligisten Kickers Offenbach, was sie von den Diskussionen um ihren Trainer Arie van Lent hielten. Alle Spieler begruben den Ex-Profi nach dem 2:0 (0:0) im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Bundesligist Fortuna Düsseldorf demonstrativ in einer Jubeltraube unter sich. Für van Lent ein zwiespältiges Vergnügen: »In erster Linie hat mir das eine blutige Lippe beschert, aber ich spüre auch eine Riesenfreude. Das war eine ehrliche Geste, die von Herzen kam.«

Nach den Siegen gegen die SpVgg Greuther Fürth (2:0) und Zweitligist Union Berlin (2:0) sicherte die erneute Überraschung dem Niederländer wohl den Job. Vor der Partie galt der 42-Jährige nach zuletzt drei Punkten aus sechs Ligaspielen schon fast als entlassen. Nach dem Triumph gab es die Rolle rückwärts. »Arie van Lent ist und bleibt unser Trainer. Wir wollen uns jetzt in der Winterpause zusammensetzten und über eine Vertragsverlängerung sprechen«, sagte OFC-Präsident Frank Ruhl.

Dabei hatte sich Offenbachs technischer Direktor Oliver Roth zu Beginn der Woche nur darauf festlegen wollen, dass van Lent zumindest bis zum Pokalspiel auf der Bank sitzen würde. Ruhl verkündete nun den versammelten Journalisten: »Das entsprach nicht dem, was mit mir besprochen war. Wir haben mit keinem anderen Trainer gesprochen.« Und Oliver Roth bescheinigte dem Coach nach dem Spiel plötzlich, die Mannschaft »überragend eingestellt« zu haben.

»Das ist Offenbach. Ich habe vorher viel über meine zahlreichen Vorgänger gehört und gelesen. Jetzt weiß ich, dass so etwas hier Realität ist«, sagte van Lent und hielt bei der Pressekonferenz seine Verärgerung über das Vorgehen der Vereinsverantwortlichen nicht zurück: »Schade, dass im Vorfeld so viel über mich geschrieben wurde, anstatt über das Spiel. Ich weiß, dass ich hier gute Arbeit leiste. Ich tue immer alles für den Verein. Langsam könnten alle hier begreifen, dass nicht alles in diesem Sport so einfach ist.«

Eine mögliche Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages wollte der ehemalige Stürmer von Borussia Mönchengladbach aber trotzdem nicht ausschließen: »Wir müssen uns einfach zusammensetzten und darüber reden. Manchmal sind Dinge dann schneller aus der Welt geschafft als man denkt.« Zudem würde er mit den Spielern »sehr gerne« zusammenarbeiten, auch wenn »nicht immer alles optimal läuft«. Am Donnerstag soll es nun zu einem Treffen zwischen van Lent und dem Vorstand kommen.

Die Spieler stellten sich schon nach dem Abpfiff hinter ihrem Trainer. »Es gibt keinen in der Mannschaft, der ein Problem mit dem Trainer hätte. Ich denke, dass wir auch mit ihm erfolgreich weiterarbeiten können«, sagte Kapitän Sead Mehic.

Auch der Gegner griff van Lent unterstützend unter die Arme. »Ich wünsche Arie, dass er weiter hier arbeiten kann. Wenn man sieht, wie die Spieler nach den Toren reagiert haben, weiß man, dass das Verhältnis zum Trainer intakt ist«, sagte Düsseldorfs Trainer Norbert Meier. Die Unterstützung des Kollegen hätte es nach der Vorstellung auf dem Platz zuvor eigentlich gar nicht mehr gebraucht.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -