Ausrede BER

Klaus Joachim Herrmann sieht für SPD-Sturz andere Gründe

  • Lesedauer: 2 Min.

Klaus Wowereit und seine SPD sacken durch. Die erste Überraschung ist längst abgelöst von Gewöhnung. Zur Begründung für alles Missgeschick starren und zeigen Freund, Feind und Beobachter immer wieder auf den Unglücksflughafen BER. Doch der ist, wenn auch selbst in seiner Peinlichkeit ein Jahrhundertbau, inzwischen längst die einfache Antwort. Das missratene Vorhaben dient eher als Ausrede, denn als tragfähige Begründung für alles politische Missgeschick.

Wie wäre es mit Verschleiß zum Beispiel? Dieser Regierende Bürgermeister leistet genau genommen gerade die vierte Amtszeit. Seine Partei war gefühlt und real seit Kriegsende fast immer in Regierungsverantwortung. Zudem hat noch keine Partei bislang den Wechsel ihrer Koalitionspartner völlig unbeschadet überstanden - der letzte war sogar ein besonders heftiger. Der Aufbruch mit Rot-Rot wurde belohntes Risiko, die Koalition Rot-Schwarz eine Rückkehr zu alten Mustern.

Auch Fortune braucht ein Politiker. Die aber scheint Wowereit verlassen zu haben, öfter hat er einfach Pech. Gelitten hat die früher gute politische Witterung. Damit hätte er in der Pleite nicht den BER als »Erfolgsgeschichte« gepriesen. Schon gar nicht hätte er Michael Müller den Fraktionsvorsitz aufgeben und ihn auch noch als Landesvorsitzenden abwählen lassen. Denn mit ihm fiel der getreue Eckart, die langjährige und zuverlässigste Rückendeckung. Wenn jemand oder etwas abstürzt, dann ist eben wirklich nicht immer allein ein Flughafen schuld daran.

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