Börsenfragen
Simon Poelchau über die Bedeutung von Börsenberichten
Die Börsenberichte sind gespickt mit Sätzen wie »Auf Grund der Entscheidung der Europäischen Zentralbank entspannte sich die Lage auf den Märkten« und »Zu den Gewinnern zählten heute die Aktien deutscher Automobilmarken wie BMW und Volkswagen.«
Den meisten Zuschauern erschließt sich die Bedeutung dieser Aussagen kaum, weshalb der DGB Nord einen Umbau der Börsenberichte fordert. Als Normalsterblicher kann man nur erahnen, dass sie wichtig sind und irgendetwas mit Investitionsentscheidungen zu tun haben. Wirklich bedeutsam sind sie für Normalbürger meist nicht. Das bisschen Geld, das man sich erspart hat, ist zu kostbar, um damit auf Zuruf von den Berichterstattern an der Börse zu zocken. Der Erkenntnisgewinn, dass die » Automobilmarken heute zu den Gewinner zählen«, hat deswegen lediglich einen Wert, wenn man sich zufällig für Wirtschaftsthemen interessiert. Das könnte sich vielleicht ändern, wenn der Inhalt der Sendungen überholt würde. Dafür müsste das Format der Sendungen wahrscheinlich gar nicht tiefgreifend geändert werden - nur die Art der Fragen, die beantwortet werden. Sie dürfte nicht mehr lauten: »Wie kann ich mein Geld richtig anlegen?«, sondern »Was bedeutet das für meinen Arbeitsplatz?« Dann würden vielleicht auch mehr Menschen diese Berichte sehen.
Wünschenswert wäre es. Denn die Prozesse, die an der Börse geschehen, haben - ob mittelbar oder unmittelbar - Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung . Nur vermittelt wird das in den Sendungen nicht.
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