Auf beiden Augen blind
Simon Poelchau zum Postenkleben des FDP-Chefs Rösler
Für Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) war der Einbruch des Wirtschaftswachstums im letzten Quartal des abgelaufenen Jahres nur eine kurzfristige Erscheinung. 2012 sei das Wachstum mit rund 0,75 Prozent »robust« gewesen. So eine Einstellung ist für einen Wirtschaftsminister zumindest ziemlich kurzsichtig.
Denn Konjunkturen entwickeln sich meist in längeren zeitlichen Trends. Und das letzte Quartal hat deutlich gemacht, dass dieser Trend für die deutsche Ökonomie erst einmal nach unten zeigt. Zudem ist die Eurokrise noch längst nicht ausgestanden. Für 2013 gehen die Forscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in den Euroländern um 0,5 Prozent aus. Das birgt die Gefahr, dass die Rezession auch in Deutschland ankommt.
Davon will Rösler nichts wissen. Genauso ignoriert er die Personaldebatte um seinen Posten als FDP-Chef. Er braucht solche »guten« Nachrichten aus seinem Ministerium offenbar nicht nur, um über die Situation in Deutschland und der übrigen Eurozone hinweg sehen zu können. Er braucht sie auch, um die prekäre Lage seiner Person und seiner Partei vergessen zu machen. So ein Minister ist auf beiden Augen blind.
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