Triumph des Testosterons
Zu den eher armseligen Marotten der Mediengesellschaft gehören Misswahlen und Umfragen nach den attraktivsten Managerinnen, Politikerinnen usw. Diese Erfindung entstammt jenem ausschließlich testosterongesteuerten Teil der Männerwelt, der so etwas lustig oder als Ausdruck seiner Machtposition empfindet. Dass inzwischen auch Männer mit solchen geistlosen Rankings sortiert werden, macht die Sache nicht besser.
Das Fachblatt „Playboy“ hat sich jetzt wieder einmal der Politik gewidmet und entsprechend seiner Kernkompetenz 1000 Männer befragen lassen, welche Politikerinnen ihrer Meinung am besten aussehen. Leider können sich die Betroffenen gegen solche Übergriffe nicht wehren; auf der gleichen Stumpfsinnsbasis wird Jahr für Jahr unter den weiblichen Abgeordneten eine Miss Bundestag ermittelt. Das eigentlich Erschütternde ist, dass die Nachrichtenagentur dpa solche Peinlichkeiten im getragenen Meldungston verbreitet. Ganz ernsthaft heißt es in der Nachricht unter anderem: „Schwaches Ergebnis dagegen für die Kanzlerin“. Merkel nämlich gelte nur drei Prozent der Befragte als „sexieste Politikerin“; hinter ihr rangiert Claudia Roth. Wen interessiert so etwas? Welchen Erkenntniswert hat es, dass ältere Frauen als weniger attraktiv empfunden werden als jüngere? Warum müssen sich Frauen in eine Äußerlichkeitskonkurrenz zu anderen Frauen setzen lassen, die ihre Kinder sein könnten? Und was ist das überhaupt für eine geschmacklose Spannerveranstaltung? Das könnten sich zumindest die Leute fragen, die den „Playboy“ angeblich nur wegen der tollen Interviews kaufen.
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