Gefahren aus allen Himmelsrichtungen
Polen bangt um seine Sicherheit auch in Afrika
Dass Polen sich verpflichtet fühlt, auch an der Mali-Mission teilzunehmen, war für Außenminister Radosław Sikorski schon vor Wochen überhaupt keine Frage. Mali liege in Europas Nähe, und wenn dort Terroristen die Oberhand gewännen, sei Europas Sicherheit, also auch die polnische, bedroht.
Der ehemalige Verteidigungsminister Romuald Szeremetiew sieht indes die Bedrohung aus einer ganz anderen Richtung. Wie er neulich in einer rechtsgerichteten Wochenzeitung schrieb, sei das von Russland und Belarus für den Herbst angekündigte Großmanöver »Sapad 2013« ein klares Zeichen dafür, aus welcher Richtung Polen Gefahr drohen kann. Im »Studio Wschod« von TVP widersprach der russische Militärexperte Viktor Litowkin und tat Szeremetiews Ausführungen als »Blödsinn eines Verrückten« ab.
Über Gefahren, die abgewehrt werden müssten, äußerte sich dieser Tage auch der amtierende Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak. Zur Abschreckung jeglichen Aggressors müsse Polen sein militärisches Potenzial auf einem angemessenen Niveau halten. Daher plane sein Ressort in einem Langzeitprogramm Rüstungsausgaben von insgesamt 130 Milliarden Zloty (rund 33 Milliarden Euro). Konkret könnte das heißen, dass der auf fast zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts festgesetzte Militäretat erhöht werden müsse.
In täglichen Bulletins des Büros für Nationale Sicherheit wird laufend über die Aktivitäten des militärischen Chefberaters von Präsident Bronisław Komorowski, Stanisław Koziej, berichtet, der eine Reform des Oberbefehls der polnischen Streitkräfte vorantreibt: Da soll der Generalstab in zwei Abteilungen geteilt werden - eine für Friedenszeiten, die andere für den Kriegsfall!
Mehr Absurdes im Militärischen gibt es an der Weichsel derzeit nicht. Dafür die Information aus Afghanistan: Dort ist der 38. polnische Soldat gefallen. Das war TVP jedoch nur eine kurze Meldung wert.
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