Jubel auf den neun Inseln
Nationaltrainer Lúcio Antunes hat Kap Verdes Fußballer beim Afrika-Cup ins Viertelfinale geführt
Die Stippvisite in der spanischen Hauptstadt hat sich gelohnt. Lúcio Antunes hospitierte vor Beginn des Afrika-Cups bei Real Madrid und ließ sich bei den fünf Übungseinheiten im Dezember von Trainer José Mourinho inspirieren. Nachhilfe im großen Fußball hatte Antunes durchaus nötig. Seit August 2010 ist der 46-Jährige Trainer von Kap Verde, deren Auswahlmannschaften seit Gründung des nationalen Fußballverbandes Federação Caboverdiana de Futebol 1982 bisher noch nie ein großes Turnier gespielt hatten.
Seit Sonntagabend steht Antunes Name nach der erstmaligen Qualifikation für den Afrika-Cup für ein weiteres fußballerisches Erfolgskapitel der Kap Verde. In Port Elizabeth gelang seiner Mannschaft mit dem 2:1 (0:1) gegen Angola nicht nur der erste Sieg bei den Kontinentalmeisterschaften, sondern nach den vorherigen Unentschieden gegen Gastgeber Südafrika (0:0) und Marokko (1:1) mit Platz zwei in der Gruppe A auch der Einzug ins Viertelfinale.
»Es war eine Art Crashkurs. Ich habe fantastische Erfahrungen gesammelt«, sagte Antunes über seine kurze Zeit bei Real Madrid. Gelernt hat er von Mourinho wohl vor allem die Kunst der Motivation. Wie schon in den anderen beiden Gruppenspielen kämpfte seine Mannschaft auch gegen Angola geschlossen um jeden Ball - und bis zur letzten Minute. Den Rückstand durch ein Eigentor von Verteidiger Fernando Neves (33.) drehte Kap Verde durch die späten Treffer von Mittelfeldspieler Toni Varela (81.) und Stürmer Heldón (90.) zum historischen Sieg.
»Wir haben viel über den Fußball von Real Madrid, Kap Verde und dem Rest der Welt gesprochen«, berichtete Antunes von langen Unterhaltungen mit Mourinho. Verständigungsprobleme gab es zwischen ihm und dem portugiesischen Startrainer nicht. Das Atlantikarchipel mit seinen 15 Inseln an der Westküste Afrikas hat mit der Unabhängigkeit am 5. Juli 1975 die Amtssprache der ehemaligen Kolonialmacht Portugal übernommen.
Kommt die Sprache auf Mourinho, gerät Antunes fast ins Schwärmen: »Er ist eine großartige und außergewöhnliche Person und deshalb mögen ihn alle, die sein wahres Gesicht kennen.« Eine ähnliche Zuneigung wird Antunes selbst gerade in seiner Heimat zuteil. In Anspielung auf Mourinhos Spitznamen wird er dort schon »Special One Crioulo« genannt. Seine Erfolge rechtfertigen den Beinamen »Der Besondere der Kreolen«.
Kap Verde ist das kleinste Land, das sich jemals für den Afrika Cup qualifiziert hat. Auf 4033 Quadratkilometern leben gerade mal 520 000 Menschen. Die Zahl der im Ausland lebenden Kapverdier ist größer. Einen Rasenplatz für Fußballer gibt es ebenso wenig, wie eine einheitliche Liga. Auf den neun bewohnten Inseln werden Regionalmeisterschaften ausgespielt, die Sieger ermitteln den Landesmeister beim Campeonato Nacional de Cabo Verde in Turnierform. Ersatztorwart Gillian Carlos Rilly ist der einzige Nationalspieler, der noch in der Heimat spielt - bei CS Mindelense. All seine anderen Spieler sieht Antunes selten, dem Verband fehlt es am Geld, um seinen Trainer rund um die Welt zu schicken. Da kann guter Rat schon sehr wertvoll sein.
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