Sack und Esel

Ingolf Bossenz über das Opus Dei Gymnasium in Brandenburg

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 2 Min.

Tja, so kann es gehen mit dem Sack und dem Esel. Allerdings war die juristische Konstruktion, mit der Brandenburg im Rechtsstreit um ein Gymnasium vor das Bundesverwaltungsgericht zog, von Anfang an nicht Erfolg versprechend. Von einem Staat, der die Interessen religiöser Gruppen sogar über die körperliche Unversehrtheit von Kindern stellt, war kaum zu erwarten, dass er einer rechtskonservativen katholischen Organisation einzig wegen der »monoedukativen« Ausrichtung ihrer geplanten Lehranstalt Steine in den Weg legt. Eine reine Jungenschule? Kein Problem dank deutscher Privatschulfreiheit.

Ohnehin ging es bei der in Leipzig verhandelten Causa eher um einen Kollateralpunkt. Würden an der Einrichtung Schüler beiderlei Geschlechts unterrichtet, bliebe das Kernproblem: das dort vermittelte Wertesystem. Um zu begreifen, dass der umtriebige, machtbewusste Orden Opus Dei nicht aus reiner Nächstenliebe besonders effektiv Geometrie und Grammatik unters Volk bringen will, muss man nicht dem Zerrbild folgen, das Dan Brown in seinem Roman »Sakrileg« zeichnet. Man sollte aber mehr als nur einen Blick in die Schriften des »Gotteswerk«-Gründers Josemaría Escrivá werfen, der zum Beispiel postulierte: »Wenn deine Demut dich dahin bringt, dich als Unrat, als einen Haufen Unrat zu erkennen, können wir aus all dieser Erbärmlichkeit noch etwas Großes machen.« Escrivá wurde von Papst Wojtyła heiliggesprochen. Und Opus Dei ist Fleisch vom Fleische der katholischen Kirche. Deshalb schlägt man lieber den Sack.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -