Kämpfender Musterschüler
Baris Özbek kam im Winter aus der türkischen Süper Lig zum 1. FC Union Berlin und trifft auf alte Bekannte
»Hai-Alarm am Müggelsee« von den Regisseuren Leander Haußmann und Sven Regener kommt am 14. März in die Kinos. Ein dicker Fisch des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union wohnt bereits seit über einer Woche in einem Hotel an Berlins größtem See. Bis Baris Özbek eine feste Bleibe gefunden hat, wird das auch so bleiben. Die Unterkunft für Unions einzigen Winterneuzugang und seine Frau Minecan will gut ausgesucht sein.
Der 26-jährige Mittelfeldspieler, der heute beim Heimspiel gegen den SV Sandhausen bei der Einweihung der Außenbereiche der neuen Haupttribüne mit 3617 Sitzplätzen sein Pflichtspieldebüt erleben dürfte, unterschrieb bei den Köpenickern einen langfristigen Vertrag bis 2016. »Ich habe noch nie einen Spieler mit so viel Willen gesehen. Er ist unglaublich ehrgeizig. Er macht über das normale Maß hinaus Zusatzeinheiten«, sagte Trainer Uwe Neuhaus über seinen alten und neuen Musterschüler. »Er hat einen unfassbaren Siegeswillen. Mit Ausnahme der Zehn (zentrale offensive Position - d. Red.) kann er alles im Mittelfeld spielen.«
Neuhaus und Özbek kennen sich bereits aus gemeinsamen Zeiten bei Rot-Weiss Essen. Der Trainer hatte 2005 dem Talent aus der A-Jugend die ersten Schritte bei den Männern ermöglicht. 2006 erlebten beiden den Aufstieg in die 2. Bundesliga. »Man bleibt mit alten Trainern sowieso in Kontakt. Bei Uwe Neuhaus wurde ich Profi. Und wenn man gut miteinander konnte, hört man sich immer wieder«, sagte Özbek, der mit Sport-Geschäftsführer Nico Schäfer einen weiteren früheren Essener Entscheidungsträger wiedertrifft.
Während Neuhaus seit 2007 den 1. FC Union zu einer festen Zweitligagröße formte, ging der in Castrop-Rauxel geborene Özbek in die Türkei. Der frühere deutsche U21-Nationalspieler, der nur die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, spielte von 2007 bis 2011 für Galatasaray Istanbul. 2008 wurde er am Bosporus Meister und Supercupsieger. Für den türkischen Vorzeigeklub bestritt er insgesamt 91 Erstligaspiele und 28 Partien auf der europäischen Bühne. Sein Wechsel zu Trabzonspor im Sommer 2011 brachte den Karriereknick. Gleich in der ersten Einheit riss sich Özbek das Kreuzband, mit dem Trainer kam er nicht klar. Ende 2012 wurde der Vertrag aufgelöst.
Der dadurch ablösefreie Fußballer schlug für Union Angebote deutscher und ausländischer Erstligisten aus - nicht nur wegen der alten Essener Seilschaften. »Ich komme aus einer Arbeiterfamilie. Mein Vater arbeitet immer noch in Recklinghausen in einer Zeche«, sagte Özbek. »Union ist ein Arbeiterklub und ich bin ein Kämpfer. Das passt einfach zusammen.« Geködert wurde Özbek bereits Anfang Dezember. Beim Heimsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern saß er staunend auf der Tribüne. »Ich war begeistert von den Fans und der Mannschaft. Das sah gut«, erinnert sich Özbek.
Gegen Sandhausen wird die Stimmung noch besser sein, weil durch die Nutzung der Haupttribüne wieder von allen vier Seiten Anfeuerungsrufe und Gesänge das Spielfeld beschallen können. Rund 15 000 Karten wurde bis gestern verkauft, Union rechnet mit mindestens 17 000 Besuchern. Sie werden auch Baris Özbek nach vorn treiben, der noch Trainingsrückstand hat. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland vor einem Monat musste er sich mit individuellen Läufen allein fit halten. Doch durch Sonderschichten kommt er seiner Bestform Schritt für Schritt näher.
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