Im Schnellzug zum Sorgerecht

Kritiker: Neue Regelungen gefährden Kindeswohl

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (nd-Ottow). Das neue Sorgerecht für Kinder unverheirateter Eltern wird nach Meinung der liberalen Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger dem gesellschaftlichen Wandel gerecht. Immer mehr Kinder würden in nichtehelichen Beziehungen geboren, sagte die Ministerin am Donnerstag in Berlin. »Endlich gelingt es jetzt, dem Vater eine bessere Stellung zu geben, damit auch er das Sorgerecht mit oder allein ausüben kann.« Sie sprach von einem guten Kompromiss, der am Donnerstagabend im Bundestag verabschiedet werden sollte, Kritiker nennen es Schnellverfahren oder Hauruck-Aktion.

Künftig soll mit der Geburt die Mutter zwar die alleinige Sorge haben, muss aber binnen sechs Wochen zu einem Sorgerechtsantrag des Vaters Stellung nehmen. Streitfälle soll ein Familiengericht nach Aktenlage entscheiden. »Das Kindeswohl steht im Mittelpunkt«, betonte die Ministerin, und verwies darauf, dass der Vater eine verfassungsrechtliche Stellung habe, sich um sein Kind zu kümmern. Daher sei es nötig, den jetzigen ungeregelten Zustand zu beenden, den sie für ungeregelt hält.

Die Neuregelung soll voraussichtlich im Sommer in Kraft treten. Burkhard Lischka von der SPD-Bundestagsfraktion bemängelt, dass künftig im Regelfall über das Sorgerecht und damit über das Kindeswohl im vereinfachten, schriftliche Verfahren entschieden wird. Familienrichter lesen den Antrag des Vaters sowie die Antwort der Mutter und sollen eine weitreichende Entscheidung über das künftige Sorgerecht treffen. So könne man mit dem Kindeswohl nicht umgehen. Kritik kommt auch von der Diakonie, dem Alleinerziehenden-Verband und aus der Justiz.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.