Mamas fahren vorneweg
Nach deutschem Debakel wird Shelley Rudman erstmals Skeleton-Weltmeisterin
Die deutschen Skeletonpilotinnen haben in St. Moritz ihr zweitschlechtestes Resultat der WM-Geschichte eingefahren. Doppelweltmeisterin Marion Thees aus Friedrichroda erreichte am Freitag auf der Natureisbahn mit 3,39 Sekunden Rückstand auf Siegerin Shelley Rudman aus Großbritannien abgeschlagen Rang acht. Anja Huber aus Berchtesgaden, 2008 Titelträgerin, landete mit 5,19 Sekunden Rückstand gar nur auf Platz 17. Den zweiten Platz hinter Rudman sicherte sich Noelle Picus-Pace aus den USA vor der Kanadierin Sarah Reid.
Noch schlechter hatten die deutschen Frauen nur 2007 bei der WM im selben Schweizer Nobelskiort abgeschnitten, als Monique Riekewald als beste 14. geworden war. Nach einer bisher erfolgreichen Weltcupsaison hatte sich der Abwärtstrend schon vor zwei Wochen bei der medaillenlosen EM in Innsbruck angedeutet. »Man versucht, alles bis ins letzte Detail zu planen, doch manchmal vergreift man sich auch«, bilanzierte Cheftrainer Jens Müller.
Auch die deutschen Männer mussten nach einem schwachen Start alle Medaillenhoffnungen begraben. Der WM-Zweite aus dem Vorjahr, Frank Rommel aus Eisenach, liegt nach zwei Läufen als Fünfter 1,47 Sekunden hinter dem führenden Russen Alexander Tretjakow. Titelverteidiger Martins Dukurs aus Lettland ist mit 0,09 Sekunden Zweiter. Juniorenweltmeister Christopher Grotheer aus Oberhof kam auf Platz 13.
An der Geburtsstätte des Skeletonsports - 1884 erbaute eine Gruppe von Briten eine Eisrennbahn zwischen St. Moritz und Celerina - holte Landsfrau Rudman den Titel. »Es ist so fantastisch, 2009 hier der EM-Titel und nun WM-Gold, ich liebe diese Bahn«, meinte Rudman, die erst nach der Geburt ihrer Tochter 2007 richtig durchstartete und wenige Monate später ihren ersten Weltcup gewann. Auch die zweitplatzierte Picus-Pace nahm nach Olympia 2010 eine Baby-Auszeit.
Große Enttäuschung herrschte im deutschen Lager schon nach dem ersten von vier Läufen. »Wir haben das Material genommen, das wir nach bestem Wissen und Gewissen gemeinsam verantworten konnten. Es hieß friss oder stirb. Es ist nun mal eine Rennsportart, wo wir auf Messers Schneide liegen. Wir haben diesmal leider die falsche Entscheidung getroffen, ich kann mich deswegen aber auch nicht umbringen«, sprach Anja Huber wie immer Klartext. »Wir sind ja keine Deppen. Und wenn wir im Weltcup auf eins und zwei liegen, dann müssen wir ja etwas draufhaben.«
Marion Thees hakte die verpatzten Titelkämpfe einfach ab. »Jetzt hat das Saisonfinale in Sotschi Priorität«, sagte die Gesamtführende im Weltcup.
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