Ohne Leistungsdruck geht's auch
Eisschnelllauftrainerin Linda Mavius bekommt in Dresden den nd-Sportpokal als herausragende Ehrenämtlerin überreicht
Taja und Tinko greifen sofort zu. Die Zwillinge von Linda Mavius haben sich auf den nd-Pokal fast noch mehr gefreut als die Mama. »Taja war ganz aufgeregt und hat immer gefragt, wann ich ihn denn endlich bekomme«, sagt Mavius. Nun, da die junge Mutter ihn am vergangenen Wochenende von nd-Chefredakteur Tom Strohschneider überreicht bekommen hat, ist er schnell wieder fort. Die fünfjährigen Taja und Tinko konnten nicht mehr warten und haben ihn der Mama entrissen.
Im Rahmen des Shorttrack-Weltcupfinals in Dresden erhielt Linda Mavius vor gut 2000 Zuschauern die Auszeichnung für ihre herausragende ehrenamtliche Arbeit im Jugendsport. Ihr Vater Frank hatte sie dem »nd« bei der Sportlerwahl im Dezember vorgeschlagen, und das Los hätte auf keine bessere Vertreterin der Ehrenamtsgilde fallen können.
Als ehemalige Leistungssportlerin hat sich Linda Mavius seit vielen Jahren dem Breitensport verschrieben. »Und das beim Eisschnelllauf, einer Sportart, in der fast nur Leistungssport betrieben wird«, würdigte nd-Chefredakteur Tom Strohschneider ihr Engagement. »Linda Mavius ermöglicht es auch jenen, Sport zu treiben, die keine Lust auf Medaillen und Leistungsdruck haben.« Riesenapplaus für Linda Mavius.
Vor 15 Jahren erkannte die heute 34-jährige Linda Mavius, dass aus der eigenen großen Karriere im Sport wohl doch nichts wird. Sie konzentrierte sich aufs Abitur, doch der Spaß an der Bewegung fehlte ihr. Als schließlich das Angebot kam, im Eislaufverein Dresden eine Kindergruppe zu trainieren, griff sie zu: »Der Sport war so lange Teil meines Lebens. Ich konnte nicht einfach so aufhören und habe zugesagt«, erinnert sie sich auf der Tribüne der Dresdner Eisarena sitzend, während neben ihr die Eltern und ihr Mann nun stolz den Pokal begutachten.
»Irgendwann fiel auf, dass nicht alle Kinder aufs Sportgymnasium gingen. Und da war es schade, die anderen zu verlieren. Also haben mein Kollege Uwe Herrmann und ich eine Freizeitgruppe aufgemacht. Das war die beste Entscheidung, die wir beide je getroffen haben«, sagt Mavius.
Heute bringt sie Kindern die richtige Technik bei. »Die großen müssen Runden schrubben. Aber die wollen sich schinden, den inneren Schweinehund besiegen«, weiß die Trainerin. Freizeitsport bedeutet schließlich nicht, dass kein Schweiß fließen darf. Nur orientiert man sich an persönlichen Bestzeiten anstelle von Normen.
»Ehrenämtler werden im Sport oft vergessen, weil alle auf die Superstarspiele im Fernsehen schauen, doch ohne die Ehrenämtler gebe es die Glitzerspiele gar nicht«, dankte Tom Strohschneider der Trainerin Mavius stellvertretend für all ihre Kollegen.
Während die Frau mit den markanten roten Haaren später dem Reporter Fragen beantwortet, kommen immer wieder Gratulanten auf sie zu. Linda Mavius ist offenbar bekannt in der Sportszene Dresdens, denn ihr Engagement beschränkt sich bei weitem nicht nur auf das Training von gut 30 jungen Sportlern. Sie schleift die Kufen, organisiert Trainingslager in ihrem eigenen Urlaub, springt als Stadionsprecherin oder Kampfrichterin ein. Im Verein »Sport und Jugend e.V.« kümmert sie sich als zweite Vorsitzende darum, dass auch Kleinkindern Sportangebote in Dresden gemacht werden. Und im Vorstand der Sportjugend Dresden vergibt sie Ehrungen an junge Talente. »Ist wirklich schön, jetzt mal auf der anderen Seite zu stehen und auch mal einen Pokal zu bekommen. Es ist mein erster.«
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