Diskriminierung verhindert Integration
Ausgrenzung erhöht Armutsrisiko
Berlin (epd/nd). Diskriminierungserfahrungen und Benachteiligungen von Menschen mit Migrationshintergrund beeinträchtigen deren gesellschaftliche Integration negativ. Das geht aus einer Studie des Zentrums für Türkeistudien und Integration der Universität Duisburg-Essen für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hervor, die am Montag veröffentlicht wurde.
Den Angaben zufolge führen zudem Diskriminierungen bei bereits integrierten Menschen mit Migrationshintergrund zu der Wahrnehmung, dass ihnen trotz ihrer Integrationsleistungen die Zugehörigkeit verweigert wird. Für die Expertise wurden zahlreiche Studien aus Deutschland und Europa sowie den USA zu den Auswirkungen von Diskriminierung ausgewertet.
Gefährliche Erfahrungen
»Die Studie muss uns nachdenklich machen«, sagte Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. »Wenn in Deutschland über Integration gesprochen wird, dann geht es dabei allzu oft um ›wir‹ und um ›die anderen‹«, sagte sie. Zuwanderern werde der Vorwurf gemacht, sie würden sich nicht einbringen. »Diese Diskriminierungserfahrungen sind sehr gefährlich«, so Lüders. Die Integration von Zuwanderergruppen könne langfristig nur gelingen, wenn die Gesellschaft auf Teilhabe setze.
Die Diskriminierungserfahrungen führen laut der Studie zu unterschiedlichen Konsequenzen: Einmal könnten sogenannte Reethnisierungsprozesse entstehen, die bei den Betroffenen dazu führen, »dass sie sich stärker an die Eigengruppe binden«, wie es heißt. Es finde eine Rückbesinnung auf die ethnischen Werte und Merkmale aus den Herkunftsländern statt, während gleichzeitig die Bereitschaft, sich in die Aufnahmegesellschaft zu integrieren, sinke. Außerdem verhindere Diskriminierung die Integration in den Arbeitsmarkt und erhöhe damit das Armutsrisiko.
Erhöhte Gewaltbereitschaft
Der Studie zufolge beeinträchtigt die ständige Konfrontation mit negativen Stereotypen und Vorurteilen zudem das Selbstwertgefühl der Betroffenen und kann auch zu geringeren kognitiven Leistungen führen. Vor allem im Bildungsbereich beeinflusse die Angst davor, ein Klischee zu erfüllen, die Leistungen negativ. Auch würde durch Ausgrenzung und Benachteiligung die Gefahr der Gewaltbereitschaft erhöht. Gerade bei männlichen Jugendlichen mit türkischer Herkunft, die häufiger als andere Gruppen diskriminiert würden, gebe es einen Zusammenhang zwischen erhöhter Gewaltrate und vermehrter Diskriminierung.
In Deutschland hat etwa jeder vierte Einwohner einen Migrationshintergrund.
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