Kipping sieht Kampagne gegen Ostdeutsche

LINKE-Chefin sieht Systematik hinter Vorwürfen gegen Gysi

  • Lesedauer: 2 Min.
Die neuerlichen Vorwürfe gegen Gregor Gysi sorgen weiter für teils emotional geführte Debatten. Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag soll über seine Aussagen gegenüber der Stasi unter Eid eine falsche Aussage gemacht haben.

Berlin (nd). Die Vorsitzende der Linkspartei, Katja Kipping, sieht in den Vorwürfen gegen Gregor Gysi wegen angeblicher Falschaussage eine Kampagne gegen die Ostdeutschen insgesamt. Die Menschen in den neuen Ländern würden »die Systematik hinter den Vorwürfen durchschauen«, sagte sie der »Thüringer Allgemeinen«. In den neuen Ländern habe man »es einfach satt, dass ohne jede Ahnung vom Alltag in der DDR Urteile« über das Leben vor der Wende gefällt würden. Ostdeutsche erhielten »für dieselbe Arbeit weniger Lohn und weniger Rente«, so Kipping. »Einen Abschlag bei der Würde wollen sie nicht auch noch hinnehmen.«

Kipping übte zudem scharfe Kritik am Vorsitzenden des Immunitätsausschusses des Bundestags. Der CDU-Politiker Thomas Strobl habe »die Öffentlichkeit gezielt in die Irre geführt, als er suggerierte, der Immunitätsausschuss habe bereits über Gysis Immunität entschieden«. Dies sei nicht der Fall. »Die Frage, ob die Immunität hergestellt wird, stellt sich erst, wenn ein Ermittlungsverfahren abgeschlossen wird und es zur Anklage kommt«, sagte Kipping. Im »neuen deutschland« hatte auch die Parlamentarische Geschäftsführerin der Linksfraktion, Dagmar Enkelmann, bereits klargestellt, dass der Immunitätsausschuss über die staatsanwaltlichen Ermittlungen noch nicht entschieden habe. Die Staatsanwaltschaft habe nach ihrer Kenntnis noch nicht einmal die entsprechenden Unterlagen bei der Jahn-Behörde angefordert, so Enkelmann. Der Ausschuss war über die Ermittlungen lediglich informiert worden. »Strobls Verhalten ist eines Ausschussvorsitzenden unwürdig«, so Enkelmann gegenüber der »Süddeutschen Zeitung«. Kipping forderte inzwischen den Rücktritt Strobls.

Derweil hat der Ostbeauftragte der Bundesregierung, der CDU-Politiker Christoph Bergner, die Kritik aus den Reihen der Linkspartei an den Ermittlern zurückgewiesen. Er finde es »unangemessen, dass Herr Gysi jetzt so tut, als hätte die Hamburger Staatsanwaltschaft mit der Aufnahme der Ermittlungen eine Willkürentscheidung getroffen«, zitiert ihn die »Mitteldeutschen Zeitung«.

Wie inzwischen bekannt wurde, hat die Staatsanwaltschaft Hamburg einem Rechtsanwalt Gysis inzwischen Akteneinsicht gewährt. Innerhalb von einem Monat müsse Gysi eine Stellungnahme zu den Ermittlungen abgeben. Ungewiss sei, wann über eine mögliche Anklageerhebung entschieden werde, berichtet die »Süddeutsche« unter Berufung auf einen Sprecher. Die Angelegenheit sei »ausgesprochen komplex«.

Den Meldungen zufolge soll Gysi unter Eid ausgesagt haben, gegenüber dem MfS nie über Personen Aussagen gemacht zu haben. Dies habe er aber nach einem Interview mit zwei »Spiegel«-Redakteuren im Jahr 1989 doch getan. Seite 4

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