Tora Berger bleibt unschlagbar

Andrea Henkel gewinnt hinter Norwegerin erste deutsche WM-Medaille im Biathlon

  • Oliver Händler, Nove Mesto
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Norwegerin Tora Berger ist bei den Biathlon-Weltmeisterschaften in Nove Mesto kaum zu schlagen. Mit dem Sieg im Einzelrennen über 15 Kilometer schraubte sie ihre Medaillenbilanz in Tscechien auf dreimal Gold und einmal Silber. Andrea Henkel brach nach einer fehlerfreien Leistung den deutschen Medaillenbann und gewann Silber.

Thomas Pfüller schaute alle neun Minuten gespannt auf die große Videoleinwand der Vysocina Arena. Und nach jeder fehlerlosen Schießeinlage von Andrea Henkel wurde sein Jubel größer. Der Generalsekretär des Deutschen Skiverbands hatte vor den Biathlon-Weltmeisterschaften von Nove Mesto na Morave bis zu sechs Medaillen von den deutschen Athleten gefordert. Bis zum gestrigen Einzelrennen, bis zu Henkels vier Schießeinlagen, stand die magere Ausbeute bei Null. So stand plötzlich Pfüller selbst unter Druck. 20 Treffer und fünf schnelle Laufrunden später hatte die Großbreitenbacherin Pfüller vorerst erlöst. Silber hinter der überragenden Biathletin dieser Titelkämpfe, Tora Berger aus Norwegen. Platz drei sicherte sich die Ukrainerin Valj Semerenko.

20 Treffer waren Henkel schon drei Tage zuvor im Verfolgungsrennen von Nove Mesto gelungen, doch da reichte es nur zu Platz sechs, weil sie der Rückstand aus dem verpatzten Sprint zu groß war. So weinte Henkel mit Blumen für Platz sechs auf einer Siegerehrung, auf der sie gar nicht hatte sein wollen. Ganz anders am Mittwochabend. Diesmal weinte Trainer Gerald Hönig vor Freude über die 35-Jährige.

Dafür mussten die anderen deutschen Athletinnen wieder Nackenschläge einstecken. Miriam Gössner blieb nicht einmal ohne Fehler, am Ende waren es sechs Strafminuten, die ihr aufgebrummt wurden. Selbst mit der drittbesten Laufzeit schaffte sie es so nicht unter die besten 30. »Ich weiß auch nicht, was los war«, blieb Gössner so ratlos wie in den Tagen zuvor. »Jetzt freue ich mich auf den Massenstart. Da gibt es nur Strafrunden.« Mit einem fehlerfreien Rennen rechnet die 22-Jährige offenbar selbst nicht mehr.

»Ich wusste, heute kommt es aufs Schießen an. Ich bin so froh, dass das geklappt hat«, sagte Weltmeisterin Tora Berger. Bei wechselhaftem Wind war es nicht leicht, wie Henkel und Berger fehlerlos zu bleiben. Außer ihnen schaffte das nur die Französin Marie Laure Brunet. Oft wehte der Wind vorn nach rechts, hinten an den Scheiben jedoch nach links. »Daran ist Darja Domratschewa schon im Sprint gescheitert, und heute hat sie wieder falsche Entscheidungen getroffen«, sagte ein verzweifelter Klaus Siebert, Trainer der Mannschaft aus Belarus. »Heute brauchte man Erfahrung«, sagte Russlands Co-Trainer Pawel Rostowzew. Berger und Henkel sind beide schon über 30 Jahre alt.

»Es ist viel negativ über unsere Mannschaft geschrieben und gesagt worden. Ich habe jetzt den Anfang gemacht. Jetzt kann es so weitergehen«, sagte Henkel, Einzel-Olympiasiegerin von 2002. Den Vorwurf, sie laufe nur gut, wenn sie keinen Druck verspüre, entkräftete sie nun eindrucksvoll. »Manchmal geht es auch, wenn der Druck besonders groß ist.« Egal, ob der nun von Medien kommt oder von Sportdirektoren.

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