Schrumpfende Wirtschaft
Einbruch in Deutschland stärker als erwartet / Aufwärtstrend in Sicht
Wiesbaden (dpa/nd). Kräftiger Dämpfer für die deutsche Wirtschaft: Die Rezession im Euro-Raum und die weltweite Konjunkturschwäche haben Deutschland zum Jahresende noch stärker erfasst als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im Schlussquartal 2012 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. In ihrer ersten Schätzung hatte die Behörde noch ein Minus von 0,5 Prozent angenommen.
Die Statistiker führten den schwachen Jahresabschluss maßgeblich auf den Außenhandel zurück: Die Warenexporte gingen angesichts der schwachen Weltkonjunktur und der Rezession im Euro-Raum wesentlich stärker zurück als die Importe. Die Wirtschaft des Euro-Raums rutschte zum Jahresende noch tiefer in die Rezession, die seit dem Frühjahr vergangenen Jahres andauert. Im Euroraum schrumpfte das BIP um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat gestern mitteilte. Im Gesamtjahr 2012 fiel das BIP im Euroraum um 0,5 Prozent. Den heftigsten Einbruch gegenüber dem Vorquartal verzeichnete Portugal (minus 1,8 Prozent), auch die Euro-Krisenländer Spanien (minus 0,7 Prozent) und Italien (minus 0,9 Prozent) stecken weiter in der Rezession fest.
Deutschlands wichtiger Wirtschaftspartner Frankreich ließ im vergangenen Jahr ebenfalls Federn. Von Oktober bis Dezember sank das BIP der zweitgrößten Volkswirtschaft in der Eurozone nach Angaben des Statistikamtes Insee in Paris um 0,3 Prozent zum Vorquartal. Im dritten Quartal war das BIP noch um 0,1 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Wirtschaftsleistung ebenfalls um 0,3 Prozent. Viele Ökonomen werfen Frankreich eine zu zögerliche Reformpolitik vor.
Auch die japanische Wirtschaft schrumpfte im dritten Quartal in Folge. In der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt sank das BIP zwischen Oktober und Dezember überraschend um 0,4 Prozent. Ökonomen hatten mit einem leichten Wachstum gerechnet. Hintergrund sind schwächelnde Exporte und geringe Investitionen. Die neue Regierung will das Land nun mit massiven Staatsausgaben und einer aggressiven Lockerung der geldpolitischen Zügel aus der Rezession und Deflation führen.
Beobachter der Weltwirtschaft erwarten jedoch einen Aufwärtstrend. »Nach dem Stillstand im vergangenen Halbjahr scheint die Weltkonjunktur wieder Tritt zu fassen«, teilte das Ifo-Institut am Mittwoch mit. Vor allem in Asien gehe es wieder deutlich bergauf, während in Westeuropa die Lage weiter angespannt sei. Aber der Optimismus wächst. »Im ersten Quartal 2013 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder merklich wachsen«, prognostizierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer am Donnerstag. Dennoch reduzierte die Bundesregierung ihre Prognose für das laufende Jahr von 1,0 auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum.
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