Kein Hype im Breisgau
Nach dem 3:2 in Bremen steht der SC Freiburg da, wo Werder gern wäre
Die Champions League ist keine Illusion mehr, aber beim SC Freiburg denkt man auch nach dem 3:2 (1:1) bei Werder Bremen nur an den Klassenerhalt - zumindest nach offizieller Sprachregelung. Aber dass zumindest der Abstiegskampf mit Rang fünf und 34 Punkten so gut wie bestanden ist, konnte selbst Trainer Christian Streich nicht mehr wirklich dementieren: »Wir werden wohl unser Saisonziel erreichen.«
Im gleichen Atemzug ein neues Saisonziel auszugeben, erschien dem Fußballlehrer ungeachtet des beeindruckenden Auftritts total anmaßend. »Das wäre von dieser jungen Truppe zu viel verlangt, auch wenn sie sehr beachtlich gespielt hat«, sagte, Streich, der auch der nächsten Partie am Freitag gegen den Tabellennachbarn Eintracht Frankfurt betont gelassen entgegensieht, denn: »In Freiburg gibt es keinen Hype.«
Dafür aber ein homogenes Team, das vor 38 498 Zuschauern im Weserstadion die erste Halbzeit kontrollierte und in der vogelwilden zweiten absolut verdient den ersten Sieg gegen die Hanseaten seit zwölf Jahren einfuhr. Doch so euphorisiert die Gäste das Spielfeld verließen, so nüchtern folgten sie anschließend verbal den Gedankengängen ihres Trainers.
»Natürlich würden sich am Ende alle Fans über einen fünften Platz freuen. Aber über Rang zehn würde sich auch niemand ärgern. Und das zu erreichen, wäre ein tolles Saisonresultat«, sagte Cedric Makiadi. Auch Mittelfeldspieler Jan Rosenthal praktizierte den verbalen Spagat: »Wir stehen nicht zu Unrecht auf dem fünften Tabellenplatz, aber dadurch ändert sich unsere Zielsetzung nicht.«
Die Saisontore zehn und elf durch Torjäger Nils Petersen (39. und 65. Minute) änderten nichts daran, dass die Bremer hingegen die angepeilte Rückkehr ins internationale Geschäft so langsam abschreiben können. Zum wiederholten Male war die Defensive nicht stabil genug, um die drei Gegentore von Max Kruse (35.), Daniel Caligiuri (54.) und Matthias Ginter (71.) zu verhindern. Und dem neuen Sportdirektor Thomas Eichin einen erfolgreichen Einstand zu bescheren. Der Nachfolger des nach Wolfsburg gewechselten Klaus Allofs bekam gleich an seinem zweiten Arbeitstag ein für diese Spielzeit typisches Werder-Heimspiel serviert. »Vorne Banane, hinten Banane«, nannte es Doppeltorschütze Petersen.
Eichin selbst sprach lieber von »einem auch für mich nicht optimalen Start«. Für ihn sei nun wichtig, so der einstige Bundesliga-Profi weiter, »dass jetzt nicht rumgejammert wird. Wir haben Fehler gemacht, die der Gegner ausgenutzt hat.« Zum Nachkarten bleibt Eichin auch gar keine Zeit, denn es gilt zeitnah eine Entscheidung im Fall des umworbenen Marko Arnautovic zu treffen. Dynamo Kiew hat ganz offiziell und direkt aktuelles Interesse an dem österreichischen Nationalspieler bekundet. In der Ukraine wird das Transferfenster, anders als in Deutschland, erst am 28. Februar geschlossen.
»Aus unserer Sicht gibt es da derzeit keinen Gesprächsbedarf. Aber ich möchte auch mit Marko darüber persönlich reden«, sagte Eichin. Der Vertrag des Mittelfeldspielers endet am 30. Juni 2014, eine Ablösesumme im knapp zweistelligen Millionenbereich plus die Einsparung eines üppigen Gehalts könnte ein zur Jahresmitte absehbares finanzielles Defizit der Bremer weitgehend ausgleichen.
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