Lebens Film
Hans-Dieter-Schütt über gutes Kino
Die Berlinale ist zu Ende. Jedes Event ist Bekräftigung von Kultur: Das Kino lebt also. Zugleich ist das Ticken der Angst hörbarer denn je: Wie lange noch hält sich das traditionelle Lichtspiel im Rumor von Hightech und Kommunikationswandel? Widerständigste Filme rufen tapfer: Die existenzielle Wahrheit ist dem Menschen zumutbar. Der Betrieb aber kreischt beschwingt: Schein statt Sein! Im Kern der Festival-Feier demnach: ein Kampf - des Lauteren gegen das Laute und das glitzernd Laue.
Dass das Kino unsterblich sei, entscheidet sich nicht auf Festivals. Und immer kommt aus den Tiefen der Zeit Trauer über Verluste - und Trost durch Gedächtnis: Denn was schön war, weckt Kräfte der Bewahrung. Und schön war's doch - Gemeinschaftserlebnis Kino! Vorn die Kleinen, hinten die Großen, der Eisverkäufer kam einst durch die Reihen, und »Landfilm« war mal ein Sonntagswort wie Gottesdienst, nur erlaubte dies Heilige auch Klappern mit den Stühlen, und Zwischenrufe, Ah!, Oh!
Möge es ihn noch lange geben, den dunklen Raum der Fantasien, die aus der Realität führen, aber ins Leben. Denn auch Leben verteilt Licht und Schatten, hat Momente, da der Film reißt, oder Situationen, da die Rollen gewechselt werden; harte Schnitte sind Alltag.
Aus Ost- und Südosteuropas Kino kam 2013 große Härte nach Berlin - eine Zukunft der Bruchstellen, die dieser Osten schon hinter sich haben wird, wenn der Westen sich irgendwann die Augen zu reiben beginnt. Gutes Kino warnt: Es kommt anders, als man denkt. Gutes Leben ist, wenn es anders kommt, weil man denkt.
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