Pfeffer frei!
Bürgerrechtsorganisationen kritisieren Einsatz von Reizgasen durch die Polizei
Berlin (nd). Die nächste Demonstration der linken Szene in der Hauptstadt ist für Freitagabend geplant. Da wollen rund 800 Menschen auf die Straße gehen, um gegen die Zwangsversteigerung eines benachbarten Wagenplatzes des europaweit bekannten linksalternativen Hausprojektes »KØPI« zu demonstrieren. Innerhalb weniger Tage gehen damit aller Voraussicht nach erneut Hunderte in der Hauptstadt auf die Straße, um gegen die Vertreibung von Menschen aus der Innenstadt zu protestieren. Wie in der vergangenen Woche bei einer Zwangsräumung einer türkischen Familie in Kreuzberg ist auch bei der heutigen Demonstration ein Großeinsatz der Polizei geplant. Bürgerrechtsgruppen wie das Grundrechtekomitee oder der Arbeitskreis Kritischer Juristinnen und Juristen an der Humboldt-Universität zu Berlin kritisieren jetzt, dass die Polizei bei solchen Demonstrationen immer häufiger Pfefferspray einsetzt.
Doch nicht nur in Berlin wird der Einsatz des Kampfstoffes massiv infrage gestellt: Eine Diskussion über das polizeiliche Mittel gab es zuletzt Mitte Februar bei Protesten von Antifaschisten gegen einen Nazi-Aufmarsch in Dresden. Auch nach Anti-Atom-Protesten im Wendland gab es immer wieder kontroverse Debatten über den massenhaften Einsatz des Reizgases. Eine kritische Bestandsaufnahme des auch unter Medizinern hoch umstrittenen Kampfstoffes ist indes nicht in Sicht. Ein Antrag der Linksfraktion zur Beschränkung des Einsatzes von Pfefferspray bei der Polizei stieß im zuständigen Bundestagsausschuss auf Ablehnung.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.