Die Geheimnisse von Görliwood

Ganz im Osten Sachsens sind Dreharbeiten für amerikanische Filme fast schon an der Tagesordnung

  • Anett Böttger, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Für die Hollywood-Produktion »The Grand Budapest Hotel« soll im ostsächsischen Görlitz länger gedreht werden als ursprünglich geplant. Die Vielfalt an unverfälschter, original erhaltener Bausubstanz in der Stadt fasziniert immer wieder Filmproduzenten und Regisseure.

Görlitz. Schon seit Wochen ist Hollywood in Görlitz allgegenwärtig. Seit der US-amerikanische Regisseur Wes Anderson (»Moonrise Kingdom«) dort für seinen neuen Film »The Grand Budapest Hotel« dreht, herrscht gespannte Aufregung an der deutsch-polnischen Grenze. Die Produktion brachte Schauspieler wie Ralph Fiennes, Jude Law, Adrien Brody oder Jeff Goldblum in die Stadt. Gerüchte kursieren, in welchem Altstadtlokal die Stars gesichtet wurden, Fotografen und Autogrammjäger liegen auf der Lauer, Denkmale wie Stadthalle oder Rathaus werden zu Kulissen.

Bürgermeister räumt Büro

Der Filmtrubel bleibt in Görlitz sogar länger erhalten als ursprünglich geplant. Bis in den April hinein sollen sich die Dreharbeiten hinziehen, sagt Eike Wolf, Sprecher der Studio Babelsberg AG. Anfangs war von 50 Drehtagen bis in den März hinein die Rede. »Im kreativen Prozess können durchaus neue Motive hinzukommen«, sagt Wolf. So fuhr Anderson mit seinem Team auch nach Zittau und in die Sächsische Schweiz. Ansonsten entstehen die Aufnahmen fast ausschließlich in Görlitz und Umgebung - streng abgeschirmt von der Öffentlichkeit. Mit einem Gesamtbudget von 23 Millionen Euro und der großen Anzahl an Drehtagen hat »The Grand Budapest Hotel« längst die Dimension vorangegangener Hollywood-Produktionen übertroffen - nicht nur in der Neißestadt, sondern auch in Sachsen. Dabei war Görlitz in den zurückliegenden Jahren schon Kulisse für Filme wie »Der Vorleser« mit Oscar-Preisträgerin Kate Winslet oder für Quentin Tarantinos »Inglorious Basterds«.

Die Vielfalt an unverfälschter, original erhaltener Bausubstanz fasziniert immer wieder Produzenten und Regisseure. Rund 4000 Einzeldenkmale stehen in der Stadt. »Um eine solche Außenkulisse im Studio zu bauen, wäre viel Geld nötig«, sagen Filmemacher. »Görlitz hat sich als Filmstadt herumgesprochen«, erzählt der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos). Er hat auch vorübergehend sein Amtszimmer im Rathaus geräumt, damit Anderson einen Tag lang in dem Raum mit der imposanten Gewölbedecke drehen konnte.

Geschäft für die Wirte

»Wir versuchen alles zu öffnen, wofür wir Schlüsselgewalt haben«, versichert Deinege. Er weiß, dass es sich auszahlt, ein gutes Umfeld für Filmleute zu schaffen. Den wirtschaftlichen Nutzen der jüngsten Produktion für Görlitz will Deinege unbedingt analysieren lassen. Immerhin begannen die Vorbereitungen dafür schon im November. Bislang sind Beteiligte - ob Firmen oder Statisten - zum Schweigen verpflichtet. Gastronomen in der Altstadt leben augenscheinlich gut vom Geschäft mit Stars und Filmleuten, äußern sich jedoch im Moment nicht offiziell zu Umsätzen.

Mancher Görlitzer hatte wohl auch gehofft, das zum Filmhotel aufwendig umgebaute Jugendstilkaufhaus nach den Dreharbeiten besichtigen zu können. Doch Details über die komplette Verwandlung des derzeit leer stehenden Denkmals bleiben ein gut gehütetes Geheimnis - bis zur Premiere.

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