»Diese Kirche ist am Ende«

Hubertus Mynarek im nd-Interview über den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. und die Hoffnung auf Reformen

  • Lesedauer: 2 Min.
Berlin (nd). Für »unwahrscheinlich« hält es der Religionswissenschaftler Hubertus Mynarek, dass der wahre Grund für den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. ein Sexskandal im Vatikan ist, wie italienische Medien mutmaßen. Dabei geht es um ein angeblich im Zuge der Vatileaks-Ermittlungen aufgedecktes geheimes Netzwerk homosexueller Priester. »Jemand, der wie Ratzinger Jahrzehnte in der Kurie tätig war, dürfte von solchen Berichten wohl kaum überrascht sein«, sagte der ehemalige Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien im Interview mit »neues deutschland«. Hingegen hält es Mynarek für »nicht abwegig«, dass auf den Papst wegen dessen Eingriffen in die Vatikanbank Druck ausgeübt wurde. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an Papst Johannes Paul I., der sich mit Machenschaften des päpstlichen Geldinstituts befasst hatte und 1978 nach nur 33 Tagen Pontifikat überraschend verstorben war.
Hoffnung auf Reformen in der katholischen Kirche nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. hat Mynarek nicht. Alle Ansätze dafür, wie etwa die in Lateinamerika wirkende Theologie der Befreiung, seien »konsequent und nachhaltig zerschlagen« worden, vor allem von Joseph Ratzinger. Die Strukturen in der Kurie sowie die etablierte Dogmatik würden auch künftig echte Reformen verhindern. Der deutsche Papst hinterlasse eine »kranke Kirche«, die nicht einmal mehr »ihre Kernkompetenz« zu bedienen vermag, so der 1972 aus der Romkirche ausgetretene Theologe mit Blick auf die sogenannte Gottesfrage. Ratzinger sei einer wirklichen Debatte über dieses theologische Zentralproblem ausgewichen und habe sich vor allem auf die Wiederherstellung der kulturellen Hegemonie der Romkirche in Europa und in der Welt kapriziert. Das zeige, »dass diese Kirche am Ende ist«.


Das komplette Interview lesen Sie am 28.02.2013 auf Seite 3 in »neues deutschland«. Für Nutzer des Print-, Kombi- bzw. Online-Abos ist es über »mein nd« zugänglich.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.