Falsches Wachstum
Petter Northug dominiert das 15-Kilometer-Rennen, in dem sich etliche Favoriten mit dem Material vertun
Viel hat sich verändert im Skilanglauf der vergangenen Jahre: Es gibt den Skiathlon und den Massenstart, den Sprint und den Teamsprint. Gestern aber war das Wettkampfformat klassisch: 15 km Einzelstart im freien Stil. Jeder Läufer einzeln im Kampf gegen die Uhr. »Wer auf dieser Strecke gewinnt, kann stolz sein«, so hatte es Schwedens Langlaufstar Marcus Hellner vor dem Renen formuliert. »Es geht nur über eine mittlere Distanz, aber es ist deswegen besonders hart.«
Hellner hatte sich einiges vorgenommen für den Lauf, doch am Ende wurde er nur 17. in der Konkurrenz. Damit war er nicht der einzige Spitzenläufer, der in diesem Rennen nicht dort landete, wo er normalerweise ankommt. Die Ski und vor allem das Wachs spielten an diesem grauverhangenen Mittwoch im Fleimstal für etliche Starter eine verheerende Rolle, so wie es im Skilanglauf schon von alters her der Fall ist.
7,8 Grad Lufttemperatur, 0,2 Grad kalter Schnee von feinkörniger, klebriger Konsistenz - etliche Mannschaften langten beim Griff in die Wachskiste daneben. Dario Cologna, Olympiasieger und Weltcupführender aus der Schweiz, wurde nur Achter. Die Russen hatten gar einen rabenschwarzen Tag erwischt. Alexander Legkow war am Ende als 25. bester Starter seines Verbandes, der hier zuvor schon zwei Langlaufgoldmedaillen gewonnen hatte.
Üblicherweise vermeiden es die Langläufer, über falsch gewachste Ski allzu viele Worte zu verlieren, gestern aber konnte Tobias Angerer seine Enttäuschung nicht zurückhalten. Ihm sei eigentlich nach zwei Kilometern schon klar gewesen, dass es heute nichts werde. »Ich habe einen Engländer überholt, bei der Abfahrt hat der mich wieder eingeholt« berichtete der 35-Jährige. »Der hat mich im Ziel ganz mitleidig angeschaut.«
Bundestrainer Frank Ullrich nannte das Rennen eine »Materialschlacht, die Norwegen und Schweden ganz klar gewonnen haben«. Einen eigens für 300 000 Euro angeschafften Wachstruck samt neun Technikern hat der Deutsche Ski-Verband bei der WM dabei. »In Nuancen«, so umschrieb es Ullrich, seien Norweger und Schweden aber doch überlegen.
Noch überlegener aber sind die Skandinavier im läuferischen Bereich. Wie Petter Northug von Beginn an von einer besten Zwischenzeit zur nächsten rannte, beeindruckte auch den schwedischen Silbermedaillengewinner Johan Olsson. »Wenn Petter in Form ist, schlägt ihn niemand. Er ist der Beste«, befand der 32-Jährige, der im ewigen Duell der Langlaufnationen zumindest aber vor dem Norweger Tord Asse Gjerdalen immerhin noch Silber rettete.
Petter Northug hingegen siegte in gewohnter Überlegenheit, hielt seine Fans in der Heimat beim insgesamt achten WM-Titelgewinn aber mit etwas Neuem in Anspannung: mit der Andeutung von Fehlbarkeit. Anscheinend unter Qualen stürzte er ins Ziel und lag lange am Boden. Er schien zu weinen. Dazu hätten an diesem Tag anderere mehr Grund gehabt.
Männer, 15 Kilometer Freistil
1. Northug (Norwegen) 34:37 min
2. Olsson (Schweden) + 0:11
3. Gjerdalen (Norwegen) + 0:22
9. Teichmann (Lobenstein) + 1:25
14. Tscharnke (Biberau) + 1:48
24. Dotzler (Sonthofen) + 2:27
42. Angerer (Vachendorf) + 3:11
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