Wende zum Guten
Mit einem Start-Ziel-Sieg wird Eric Frenzel Weltmeister in der Nordische Kombination
Womöglich war es so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit: Nachdem sich die deutschen Kombinierer beim Teamwettbewerb am Sonntag noch an der Schanze benachteiligt gesehen hatten, wehten die wechselhaften Winde von Predazzo diesmal in die richtige Richtung. Zumindest für Eric Frenzel. Als der 24-Jährige Weltcupführende am Donnerstagvormittag in die Anlaufspur der Großschanze ging, herrschte Aufwind. Und weil der Erzgebirger ein hervorragender Springer ist, trug es ihn weit hinunter in den Auslauf des »Trampolino dal Ben«: 138,5 Meter, beinahe schon gefährlich weit. Auf jeden Fall aber auf Bestweite und Rang eins mit deutlichem Vorsprung vor all jenen guten Läufern, die ihm hätten gefährlich werden können.
Als es am Nachmittag dann im Langlaufstadion Lago di Tesero auf die Zehn-Kilometer-Strecke ging, lief es auch dort ganz und gar nach dem Geschmack des Oberwiesenthalers, der bei den Weltmeisterschaften 2011 in Oslo noch die meisten Medaillen gesammelt, in Val di Fiemme aber bis dahin noch ohne Edelmetall dagestanden hatte. Die Verfolger um Jason Lamy Chappuis (Frankreich), Mario Stecher (Österreich), Akito Watabe (Japan) waren viel zu sehr mit Taktieren um Silber und Bronze beschäftigt, als dass sie irgendwann zu jener Einigkeit gelangt wären, die nötig gewesen wäre, um den führenden Deutschen noch einmal einzuholen. Frenzel lief an der Spitze sein einsames Rennen und als er auf die Zielgerade bog, wurde ihm die mittlerweile wohl unverzichtbare Flagge in die Hand gedrückt. Frenzel ließ sich feiern und im Ziel von seinen Kollegen und Trainern herzen: »Es war einfach nur herrlich«, strahlte Frenzel: »Ich bin überwältigt, dass es so gut funktioniert hat.«
Viel weniger gut lief es hingegen bei den deutschen Langläuferinnen, die im Staffelwettbewerb auf eine Medaille gehofft hatten. Doch als Schlussläuferin Miriam Gössner auf die Strecke ging, lagen die Deutschen als Sechste bereits abgeschlagen zurück.
Am Ende der 4x5-Kilometer-Staffel wurden die DSV-Frauen nur Siebente - trotz prominenter Hilfe aus dem Biathlon in Person von Gössner. Dass die gleich nach dem Wettkampf per Hubschrauber zum Flughafen München geflogen wurde, von wo aus sie gen Oslo zum Biathlonweltcup starten sollte, wirkte angesichts ihres Abschneidens seltsam deplatziert.
Das Rennen gewannen wie erwartet die Norwegerinnen vor Schweden und Finnland. Norwegens Schlussläuferin Marit Björgen gewann bei ihrem vierten WM-Start die dritte Goldmedaille. Damit hatte »Norge Skiforbundet« vor dem abendlichen Skispringen (n. Red.) schon 15 Medaillen errungen (6/5/4). Die mehreren tausend Fans, die derzeit das Val di Fiemme bevölkern, feierten auch gestern unverzagt.
In den Medien daheim allerdings wird die Jubelstimmung getrübt durch neue Dopingvorwürfe. In zwei TV-Dokumentationen, die der schwedische Fernsehsender SVT zeigte, wird den Norwegern Blutdoping vorgeworfen: zum einen den norwegischen Olympiastartern 2006, zum anderen einer Legende: In einer Blutprobe aus dem Jahr 1995 wollen die Schweden dem norwegischen Nationalhelden Björn Dählie zu hohe Hämoglobinwerte nachgewiesen haben. Dählie bestreitet die Vorwürfe und hat angekündigt, gegen SVT gerichtlich vorzugehen.
Nordische Kombination
Einzel, Großschanze/10 km
1. Frenzel (Oberw'thal) 27:22 min
2. Gruber (Österreich) + 0:36
3. L. Chappuis (Frankreich) + 0:37
10. Rydzek (Oberstdorf) + 1:07
14. Kircheisen (Johanng'stadt) + 1:24 Edelmann (Zella-M.) ausgeschieden
Langlauf
Staffel Frauen, 4 x 5 km
1. Norwegen 1:00:36 h
2. Schweden + 0:26 min
3. Russland + 0:45
7. Deutschland + 2:07
(Fessel, Zeller, Herrmann, Gössner)
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