- Brandenburg
- Brandenburg
Falsche Bioeier sind eine Chance
Potsdam (dpa). Trotz der Ermittlungen der Justiz wegen falsch etikettierter Eier und überbelegter Ställe sieht der ökologische Landbau die negativen Schlagzeilen als Chance für die Ökobranche. »Die Gesellschaft wird dadurch hoffentlich wachgerüttelt und bekommt die Augen geöffnet, was für Auswüchse es in der deutschen Landwirtschaft gibt«, sagte der Hauptgeschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL), Michael Wimmer, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Es gebe vor allem im Geflügelgewerbe ein Kontrollproblem. »Bei den Legehennen im Biobereich sind die gesetzlichen Mindestanforderungen zu niedrig und das bestehende Kontrollsystem überfordert«, sagte Wimmer. Ihm zufolge könnte es nun eine Diskussion darüber geben, was für eine Form der Landwirtschaft die Deutschen wirklich haben wollen. Die Rechte von seriös wirtschaftenden Bauern könnten gestärkt werden.
Eier aus Freiland- und Bodenhaltung sollen als angebliche Bioeier vermarktet worden sein. Legehennen sollen in überfüllten Ställen nicht so gehalten und gefüttert worden sein, wie es für die Produktion von Bioeiern vorgeschrieben ist.
»Beim Geflügel haben wir schon lange keine bäuerliche Landwirtschaft mehr. Das ist ausschließlich eine kostenoptimierte industrielle Produktion von Ei und Hähnchenfleisch«, kritisierte Wimmer. Der einzelne Kleinbauer sei da nur noch ein abhängiger Tagelöhner. Um die gestiegene Nachfrage nach Bioeiern schnell zu befriedigen, gibt es laut Wimmer mittlerweile Ställe mit bis zu 15 000 Hennen.
Einen Imageschaden für die Ökobranche befürchtet Wimmer allerdings nicht. »Der Naturkost-Einzelhandel wird daraus sogar gestärkt hervorgehen.« Ein ähnliches Phänomen sei während des Dioxin-Eier-Skandals 2012 aufgetreten: Damals sei der Umsatz mit Bioeiern deutlich gestiegen. In Biosupermärkten könne man sich auf »Überzeugungstäter« verlassen, meinte Wimmer.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.