Falsche Bioeier sind eine Chance

  • Lesedauer: 2 Min.

Potsdam (dpa). Trotz der Ermittlungen der Justiz wegen falsch etikettierter Eier und überbelegter Ställe sieht der ökologische Landbau die negativen Schlagzeilen als Chance für die Ökobranche. »Die Gesellschaft wird dadurch hoffentlich wachgerüttelt und bekommt die Augen geöffnet, was für Auswüchse es in der deutschen Landwirtschaft gibt«, sagte der Hauptgeschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL), Michael Wimmer, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Es gebe vor allem im Geflügelgewerbe ein Kontrollproblem. »Bei den Legehennen im Biobereich sind die gesetzlichen Mindestanforderungen zu niedrig und das bestehende Kontrollsystem überfordert«, sagte Wimmer. Ihm zufolge könnte es nun eine Diskussion darüber geben, was für eine Form der Landwirtschaft die Deutschen wirklich haben wollen. Die Rechte von seriös wirtschaftenden Bauern könnten gestärkt werden.

Eier aus Freiland- und Bodenhaltung sollen als angebliche Bioeier vermarktet worden sein. Legehennen sollen in überfüllten Ställen nicht so gehalten und gefüttert worden sein, wie es für die Produktion von Bioeiern vorgeschrieben ist.

»Beim Geflügel haben wir schon lange keine bäuerliche Landwirtschaft mehr. Das ist ausschließlich eine kostenoptimierte industrielle Produktion von Ei und Hähnchenfleisch«, kritisierte Wimmer. Der einzelne Kleinbauer sei da nur noch ein abhängiger Tagelöhner. Um die gestiegene Nachfrage nach Bioeiern schnell zu befriedigen, gibt es laut Wimmer mittlerweile Ställe mit bis zu 15 000 Hennen.

Einen Imageschaden für die Ökobranche befürchtet Wimmer allerdings nicht. »Der Naturkost-Einzelhandel wird daraus sogar gestärkt hervorgehen.« Ein ähnliches Phänomen sei während des Dioxin-Eier-Skandals 2012 aufgetreten: Damals sei der Umsatz mit Bioeiern deutlich gestiegen. In Biosupermärkten könne man sich auf »Überzeugungstäter« verlassen, meinte Wimmer.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!