5000 Euro für ein bisschen Haushalt

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 3 Min.

Morgen ist Frauentag. Frauenkampftag. Die Meldungen dazu tummeln sich munter in Mailbox, Agentur-Ticker, Facebook und Twitterstreams. Mal abgesehen davon, dass ich zu denen gehöre, die es eher fragwürdig finden, für etwas beglückwünscht zu werden, für das ich nichts kann!, bin ich genervt von diesem Eintagsfliegenfokus. Wie Valentinstag: „Heute biste was Besonderes und du kriegst Blumensträuße und Pralinen und Luftballons, morgen biste wieder genauso selbstverständlich und Alltag wie vorgestern.“ Rock‘n‘Roll! Diese Dinge sind so berechenbar wie Explosionen in einem Til Schweiger-Film.

Doch dann plöppt es einmal leise in den Kopfhörern, und eine Meldung toppt wieder alles. Alle Debatten um eine vermännlichte deutsche Sprache, in denen einem betonierte Borniertheit, totale Ablehnung und Spott entgegenschlagen. Alle achsolustigen Bemerkungen von Menschen am Redaktionstelefon „Sie klingen ja noch sehr jung, Frollein!“ Bei denen das unausgesprochene „Da haben Sie ja sowieso keine Ahnung von nichts“ stets mitschwingt.

Die Meldung lautet: Drei „Spitzenväter“ werden mit je 5000 Euro dafür belohnt, dass sie ihren eigenen Nachwuchs betreuen, ein bisschen kochen, ein bisschen Wäsche waschen, ein bisschen den Müll runter bringen, ein bisschen Kindertränen trocknen, ein bisschen Hausaufgabenhilfe leisten, ein bisschen Gutenacht-Geschichten vorlesen, ein bisschen einkaufen, ein bisschen das Klo putzen und die Küche wischen, ein bisschen Hemden bügeln und ...

Das bisschen Haushalt // geht doch von allein!? Von wegen. Männer müssen dazu motiviert werden. Mit Geld. Die Schirmherrin dieses Preises muss gar nicht erst genannt werden, sie ist mit ihren reaktionären, konservativen und extremen Ansichten bereits bestens bekannt.

Es ist zum Kotzen. Schön platziert am Vorabend des Frauentages steht diese Ausgeburt fehlgeleiteter „Familienpolitik“ da wie ein Leuchtturm modernsten Familienlebens. Ja, es ist immer noch Standard, dass die Frau sich kümmert um den Nachwuchs, dass sie pausiert vom Berufsleben, dass sie die Familie „managt“. (Dieses Wort findet auch immer nur dann Verwendung, wenn sich irgendwer freut, wie toll Mann das macht.) Abermillionen von Frauen kriegen dafür nichts, aber auch gar nichts. Ich bin kein Mann, ich weiß nicht, ob diese drei Spitzenväter mit ihren Preisen nun zum leuchtenden Vorbild werden für andere Väter.

Es interessiert mich einen feuchten Kehricht. Wir Frauen kriegen ein schlechteres Gehalt, müssen uns an diversen Fronten ständig und alltäglich neu behaupten, müssen immer noch die traurige und harte Entscheidung fällen zwischen Beruf/Karriere und Nachwuchs, dazu gibt es dank mieser Politik zu wenig Kindergartenplätze undsoweiterundsofort. Und dann kommt eine Frau daher, die eigentlich unsere Schirmherrin oder wenigstens Schwester im Geiste sein sollte und lobt Gelder aus für etwas, dass für uns so selbstverständlich ist wie das Atmen. Andersherum: Wann wird endlich ein tausende Euro schwerer Preis ausgelobt für Frauen, die „Männeraufgaben“ erledigen ohne zu murren?

Wohl nie. Sich einen Vollbart und einen Bierbauch wachsen lassen, Praktikantinnen begrabschen, nach Bier schreien und rülpsen, Kekswichswettbewerbe veranstalten und mit 70 noch Kinder zeugen ist einfach nicht so unser Ding.

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