Spreewaldgurke oder Currywurst?

Energie-Manager Christian Beeck und Union Berlins Kapitän Torsten Mattuschka vor dem Derby am Samstag in Cottbus

  • Lesedauer: 5 Min.
Am Sonnabend treffen Energie Cottbus und der 1. FC Union Berlin im Verfolgerduell der 2. Fußball-Bundesliga aufeinander. »nd« sprach mit dem Cottbuser Sportdirektor Christian Beeck (41) und Unions Mittelfeldspieler Torsten Mattuschka (32). Beide spielten zusammen bei Energie. Bei Union war Beeck als Sportchef Vorgesetzter von Mattuschka.

nd: Sie haben beide schon mit Union gegen Hertha BSC vor 74 000 Fans im Berliner Olympiastadion gespielt. Kann die Partie Cottbus gegen Union überhaupt mithalten?

Beeck: Diese Spiele kann man nicht miteinander vergleichen. Aber Fußball ohne Laufbahn im Stadion wie in Cottbus und bei Union ist wesentlich intensiver.

Mattuschka: In Cottbus kommen vielleicht 15 000 bis 20 000 Zuschauer. Mit einem Stadtderby ist das nicht zu vergleichen. Aber in meiner Heimatstadt zu spielen, ist immer etwas Besonderes. Die Familie und viele Bekannte werden da sein. Die 20 Gästekarten für die ganze Mannschaft habe diesmal alle ich bekommen. In Cottbus hat ja außer mir keiner Freunde.

Nur der Sieger kann sich an Platz drei heranpirschen. Wird es ein Schlagabtausch?

Beeck: Ich hoffe doch. Dieses Derby hat schon im Hinspiel richtige Freude bereitet. Platz drei ist aber nicht das Thema in diesem Spiel. Für uns zählt nur, unsere Fähigkeiten auf den Platz zu bringen.

Mattuschka: Keine Ahnung, was Cottbus vor hat. Wir wollen unser Spiel durchziehen und drei Punkte holen. Beide Teams haben nichts zu verlieren. Das schlechteste wäre ein Unentschieden.

Lässt es sich als Wahl-Berliner in der Lausitz aushalten?

Beeck: Hervorragend. Ich bin ja in Rathenow geboren, also in Wirklichkeit Brandenburger.

Wie ist es als gebürtiger Cottbuser in der Hauptstadt?

Mattuschka: Ach, das geht. In Berlin ist alles etwas größer, aber ich bin nicht so viel unterwegs: nur zwischen Wohnung, Stadion, Kindergarten und Supermarkt.

Macht Sie die Spreewaldgurke mehr an oder die Currywurst?

Beeck: Beides ist im richtigen Moment ein Genuss.

Mattuschka: Gurken esse ich nicht gern. Zu einer Currywurst sage ich aber nur selten nein.

Wie erlebten Sie den jungen Mattuschka in Cottbus?

Beeck: Als ein großer Haufen »Nichtprofi« mit einem genialen rechten Fuß und einem völlig durchgeknallten Sprachgebrauch.

Was lernten Sie von Beeck, als der in Cottbus Ihr Kapitän war?

Mattuschka: Ich habe damals immer zu ihm aufgeschaut. Er gab auf dem Platz und außerhalb alles für die Mannschaft - und mir viele Tipps. »Beecke« war außerdem einer der wenigen in der Kabine, mit dem ich Deutsch reden konnte.

Wie viel des damaligen Trainers Eduard Geyer steckt in Ihnen?

Beeck: Einiges, auch schon vor unserer Zusammenarbeit. Sonst hätte diese nicht so gut funktioniert. Ich arbeite gerne am Limit und benötige das Umfeld dafür.

Mattuschka: Ich kann seitdem den inneren Schweinehund überwinden und, wenn nötig, den Kopf ausschalten. Jetzt ziehe ich so lange durch, bis es nicht mehr geht. Manche jungen Spieler bekommen alles in den Hintern geblasen. Für die wäre es gut, mal ein Jahr unter so einem Trainer zu arbeiten.

Wie finden Sie das Torsten-Mattuschka-Lied?

Beeck: Dass »Tusche« mal ein Lied von den Fans gedichtet bekommt, hätte ich damals nie geglaubt. Er hat sich das aber erarbeitet.

Warum gibt es keinen Song über Christian Beeck?

Mattuschka: Weil er nicht so viele Tore geschossen und Gegner wie Victor Agali einfach weggegrätscht hat. Vielleicht hat Agali ja ein Hasslied geschrieben.

Würden Sie Ihren Kindern erlauben, an Casting-Shows teilzunehmen?

Beeck: Die sind mit 13 und 16 Jahren alt genug, das können sie selbst entscheiden. Sie kennen die Regeln der Gesellschaft recht gut. Ich wurde ja schon entlassen.

Mattuschka: Wenn meine zweijährige Tochter mal das Talent dafür mitbringt, warum nicht. Aber sie sollte sich nicht zum Obst machen lassen. Das machen schon genug andere Leute.

2007 durften Sie nur bei Union weiterspielen, weil Beeck Trainer Uwe Neuhaus dazu überredete. Sind Sie ihm dafür ewig dankbar?

Mattuschka: Natürlich. In der Vorsaison habe ich unter Trainer Christian Schreier kaum gespielt. Zum Glück hat er bei Neuhaus ein gutes Wort für mich eingelegt. Und der gab mir eine Chance.

In der vergangenen Saison verzichtet Mattuschka als gebürtiger Cottbuser gegen den abstiegsgefährdeten FC Energie darauf, einen Strafstoß zu schießen. Sollten sich Profis immer so verhalten?

Beeck: In dem Moment war es sicherlich die richtige Entscheidung.

Mattuschka: Ich würde es in dieser Situation immer wieder so machen. Am Sonnabend würde ich mir aber den Ball schnappen.

Welcher Ostverein spielt als nächstes in der 1. Liga?

Beeck: Ich hoffe, dass es Cottbus irgendwann wieder packt. Aber Union Berlin hat derzeit die größten Chancen. Der gesamte Verein hat sich sehr nachhaltig und gesund entwickelt.

Mattuschka: Ich hoffe Union. Von mir aus auch Cottbus, Dresden oder Rostock. Es würde dem Osten gut tun, wenn mal wieder ein Klub hochgehen würde.

Was sollte »Tusche« nach der Karriere machen?

Beeck: Er kann bei mir als Azubi anfangen. Das wird eine großartige Zeit für den Dicken.

Bei welchem Verein müsste Beeck irgendwann arbeiten?

Mattuschka: Beim Berliner AK, da würde er gut reinpassen. Das bestätigt »Beecke« bestimmt.

Beeck: Und »Tusche« macht die Kantine. Fragen: Matthias Koch

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