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Mann der Wälder
»Der letzte Mohikaner« neu übersetzt
Er hat seinen Ruhm noch auskosten können. Begeisterte Leser gab's überall in der Welt, auch in Europa. Der alte Goethe entdeckte Cooper noch im Herbst 1826, als das Werk gerade nach Deutschland gekommen war. Er bewunderte, wie das Tagebuch ein Dreivierteljahr später dokumentiert, »den reichen Stoff und dessen geistreiche Behandlung«. Lederstrumpf, eine »überragende Gestalt zwischen Naturzustand und Zivilisation«, werde leben, »solange es Literatur gibt«, meinte Balzac. Und Arno Schmidt, der dem großen James Fenimore Cooper (1789 - 1851) eine seiner legendären Radio-Sendungen widmete und außerdem einige Romane übersetzte, stellte Lederstrumpf gleich neben Ahasver, Gulliver, Robinson und Parzifal.
Heute sind mit ihm wahrscheinlich bloß noch die Älteren vertraut. Er war der Held ihrer frühen Lesetage, ein Jäger mit kleinen, wachen, ruhelosen Augen, ein Mann der Wälder, »der seit seiner frühesten Jugend an Entbehrungen und Strapazen gewöhnt war«, alt und hässlich und im Roman »Der letzte Mohikaner« Retter in höchster Not.
Man schreibt das Jahr 1757, wenn sich die Schwestern Alice und Cora, begleitet von einem jungen britischen Offizier, durch die nordamerikanische Wildnis schlagen, um zum Vater an die Front zu kommen. Es herrscht Krieg. Franzosen und Engländer, verbündet mit verfeindeten Indianerstämmen, streiten erbittert um die Vorherrschaft, es gibt einen Haufen dramatischer Szenen mit einem Massaker, mit Entführungen und Toten, das alles vor der wildromantischen Kulisse einer Landschaft, die ihre Urwüchsigkeit noch nicht verloren hat.
Das Buch, der zweite der fünf Wildtöter-Romane, kam meist, gestutzt und kräftig bearbeitet, als spannende Jugendgeschichte daher, die vom Original nur noch ein Gerippe ließ, befreit meist von üppigen Naturschilderungen und den Passagen zur Geschichte der nordamerikanischen Gebiete. Wer den Roman jetzt noch einmal in die Hand nimmt, vom Hanser Verlag in einer schönen und schlanken Dünndruck-Ausgabe vorgelegt, wird einem Buch begegnen, das er so nicht kennt. Karen Lauer hat es neu übersetzt mit allen Fußnoten Coopers und auch den Vorworten von 1826, 1831 und 1850. Dazu gibt es Anmerkungen, Literaturhinweise und ein ausführliches Nachwort, das auch die ziemlich unbekannte Lebensgeschichte Coopers erzählt.
Hier nimmt der Roman, allen sichtbar, den Platz ein, der ihm zusteht. Der Verlag präsentiert ihn auch nicht zufällig in seiner attraktiven und bewunderten Klassiker-Reihe, gleich neben Stendhal, Flaubert, Tolstoi, Dickens oder Mark Twain.
James Fenimore Cooper: Der letzte Mohikaner. Hg. u. übers. v. Karen Lauer. Hanser. 656 S., geb., 34,90 €.
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