Tödlicher Unfall bei einer Polizeiübung am Olympiastadion

Bei der Präsentation des Konzeptes »Eingreifbahnhof« durch die Bundespolizei starb ein Hubschrauberpilot

Aus dem Gerücht wurde schnell traurige Gewissheit. Bei einem Unfall mit zwei Hubschraubern am Donnerstagmorgen auf dem Maifeld am Berliner Olympiastadion im Rahmen einer Großübung der Bundespolizei verstarb einer der Piloten. Zudem »gibt es mehrere Leicht- und Schwerverletzte«, sagte Ivo Priebe, Sprecher der Bundespolizei. Er fand selbst kaum Worte, eine seiner engsten Mitarbeiterinnen war unter den Schwerverletzten. Tief geschockt waren alle am Unfallort.

»Der Tag war geplant für eine lehrbuchreife Vorführung«, umschrieb Wolfgang Schönwald von der Polizeigewerkschaft GdP den eigentlich geplanten Ablauf. Die Bundespolizei wollte am Donnerstag mit insgesamt 580 Beamten das Konzept »Eingreifbahnhof« üben - und präsentieren, vor den Augen der Presse. Am Treffpunkt, 9 Uhr S-Bahnhof Olympiastadion, gab es Kaffee, Gebäck und eine Einweisung.

Das Konzept »Eingreifbahnhof«, 2010 erarbeitet, soll ein schnelles Eingreifen der Polizei vor allem im Falle von randalierenden Fußballfans ermöglichen. In den vergangenen anderthalb Jahren wurde es bundesweit insgesamt elfmal angewendet. »Und das durchaus mit Erfolg«, berichtete Thorsten Peters, Hauptkommissar bei der Bundespolizeidirektion Berlin. Kurz nach halb elf beendete ein lauter Knall die Großübung jäh. Aus der anfangs »unklaren Lage« wurde schnell eine »ernste Reallage«, von »einem Zwischenfall bei der Landung der Hubschrauber« sprach Peters.

Nachdem der erste von drei Einsatzhubschraubern der Fliegerstaffel Blumberg gelandet war, hatte sich der stark aufgewirbelte Schnee auf dem komplett bedeckten Maifeld noch gelegt. Da aber die beiden nachfolgenden Hubschrauber in zu kurzen Zeitabständen hintereinander und auch zu eng beieinander landen wollten, verlor der Pilot des dritten Hubschraubers scheinbar im Schneetreiben die Orientierung. Beim Sturz auf die zuerst gelandete Maschine verlor ein Pilot sein Leben.

»Pure Panik und blankes Grauen«, waren die ersten Worte direkter Augenzeugen. Am Unfallort war verständlicherweise noch kein Verantwortlicher zu einer Einschätzung imstande. Auch Stunden später war kaum Klärendes zu erfahren. Die Landespolizei Berlin, die Staatsanwaltschaft und das Bundesluftfahramt ermitteln. Auch Wolfgang Schönwald von der Polizeigewerkschaft GdP will das laufende Verfahren abwarten. Aber er hofft für alle, »aus der Unfallursachenermittlung zu lernen«.

Fragen bleiben vorerst viele. War bei einer Übung mit 580 Beamten wirklich kein eigener Arzt vor Ort? So berichteten es zumindest Unfallzeugen. Thorsten Peters von der Bundespolizei Berlin konnte dazu nichts sagen, nur, dass auf jeden Fall immer »Sanitäter in jeder Staffel« dabei sind. Musste die Großübung, die übrigens für die Bundespolizei Berlin die erste dieser Art war, auch bei den ungünstigen Witterungsbedingungen durchgezogen werden? Reiner Wendt, Bundesvorsitzender der Polizeigewerkschaft DPoIG, meldete sich recht schnell und angesichts der Umstände recht geschmacklos zu Wort: »Wir sind keine Schönwetterpolizei.«

Sicher, Fußballspiele finden auch im Winter statt. In den Stadien gibt es schließlich Rasenheizungen. Aber generell sind Hubschraubereinsätze gegen Fußballfans schon bedenklich. Auch der Kosten wegen, deren Höhe dann wieder Hardliner wie Wendt als Argument für steigende Gewalt ins Feld führen. Aber dass ein Polizeivertreter die Zeit der größten Trauer sofort nutzt, um in der Sicherheitsdebatte weiter Panik zu machen, ist mehr als fragwürdig. Denn an einem Tag wie gestern findet er, dass Hubschraubereinsätze gegen Hooligans bei jedem Wetter geprobt werden müssten.

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