Fußballpope
Alexander Ludewig über den schamlosen Führungsstil von FIFA-Boss Joseph Blatter
Joseph Blatter schickte jüngst ein Grußwort an den neuen Papst Franziskus. »Ohne den Glauben an Gott mit dem Glauben an den Fußball auf eine Stufe stellen zu wollen, möchte ich anmerken, dass beide gemeinsame Werte haben«, schrieb der FIFA-Präsident. Eine weitere Gemeinsamkeit fügt der Atheist an dieser Stelle hinzu. Für Religion und Rasensport im Weltverbandsgewand gilt: Wer's glaubt, wird selig.
Ein Zeugnis der Schamlosigkeit legte die FIFA auf der zweitägigen Sitzung ihres Exekutivkomitees in dieser Woche ab. »Unser Reformprozess ist auf einem guten Weg«, verkündete Blatter in Zürich. Mitnichten! Die entscheidenden Reformvorschläge des eigens angeheuerten Antikorruptionsexperten Mark Pieth fanden keine Beachtung. So wurde die unabhängige Integritätsprüfung abgelehnt. Soetwas organisiert man dann doch lieber intern. Der Glaspalast des »Home of FIFA« auf dem Zürichberg ist wohl Transparenz genug.
Eine Beichte im Bestechungsskandal um den ehemaligen FIFA-Partner ISL, in dem über 100 Millionen Euro an den Weltverband geflossen sind, wird auch immer unwahrscheinlicher. Zwar konnte Blatter gerichtlich eine Mitwisserschaft attestiert werde, das Verfahren aber auch gegen eine Zahlung von fünf Millionen eingestellt werden. Der Bericht der hausinternen Ethikkommission sei noch nicht fertig, ob er veröffentlicht werde, wollte niemand sagen.
Immerhin, die FIFA setzte in Zürich ein starkes Zeichen für die Menschenrechte: Eine Altersbegrenzung für Mitglieder des Exekutivkomitees wurde als diskriminierend abgelehnt. Damit ist der Weg für eine weitere Amtszeit des 77-jährigen Blatters frei. Sogleich lobte er die »Einigkeit in meinem Exekutivkomitee«. Er weiß genau, wie man seine Schäfchen hütet. Das muss der neue Papst erst noch beweisen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.