- Politik
- Person
Hausmächtig
Ulrich Maly / Neuer Präsident des Deutschen Städtetages
Auf Christian Ude, Oberbürgermeister von München, folgt Ulrich Maly, Oberbürgermeister von Nürnberg. Dass am Mittwoch erneut ein SPD-Mann an die Spitze des Deutschen Städtetages gewählt wurde, dürfte der Stärke seiner Partei geschuldet sein. Schließlich hat sie in der letzten Zeit etliche Chefsessel in wichtigen Rathäusern (zurück-)erobert. Viel spricht auch dafür, dass Ude den Nachfolger aufgebaut hat. Als Rathauschefs in Bayerns größten Metropolen kooperieren beide eng. Maly ist zudem Präsident des Bayerischen Städtetags. Wenn Spitzenkandidat Ude bei der Landtagswahl im Herbst CSU-Regierungschef Horst Seehofer herausfordert, dürfte Maly als Mitglied im SPD-Bundes- und Landesvorstand eine wichtige Rolle spielen.
Der 1961 geborene Maly, von Haus aus promovierter Volkswirt, ist waschechter Nürnberger und hat sich in der alten SPD-Hochburg nach oben gearbeitet. Zunächst Geschäftsführer der SPD-Stadtratsfraktion und Stadtkämmerer, verdrängte er 2002 in der Direktwahl den CSU-Amtsinhaber und knüpfte so an die erst 1996 unterbrochene, lange Tradition von SPD-OBs an. 2008 wurde er mit 64,3 Prozent bestätigt. Hierbei nützten ihm sicher sein rhetorisches Talent und sein Image als Stadtmanager, Kümmerer und Moderator, der mit Gewerkschaften ebenso kann wie mit örtlichen Eliten und Unternehmern. Allerdings erscheint Maly bisweilen weniger entscheidungsfreudig, konfliktbereit und »bierzeltfähig« als Ude.
Anders als München leidet Nürnberg seit Jahren an den Folgen von Deindustrialisierung und zunehmender Armut. Um bei Abstimmungen im Stadtrat nichts dem Zufall zu überlassen, stützt sich Maly auf einen Block aus SPD und CSU. Trotz seiner verbalen Absage an Privatisierungen gab die Stadtverwaltung bei Bau, Sanierung und Unterhaltung von Schul- und Kitagebäuden grünes Licht für eine faktische Privatisierung über sogenannte PPP-Projekte. Als Kämmerer initiierte er im Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau ein »Crossborder-Leasing«-Geschäft, schaffte dann aber noch rechtzeitig und glimpflich den Ausstieg.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.