Der Lack ist ab
Turbine Potsdam schreibt die Titelverteidigung ab und hofft noch vage auf die Champions League
Die Lackierung auf dem Mannschaftsbus ist durchaus originell. »Girls, Girls, Girls - Goals, Goals, Goals« steht auf dem Gefährt, dass die Fußballerinnen von Turbine Potsdam zu den Auswärtsspielen bringt. Dumm nur, dass diese Devise ausgerechnet im Spitzenspiel der Bundesliga beim 1. FFC Frankfurt nicht befolgt wurde. »Wer keine Tore schießt, kann nicht gewinnen. Normalerweise dürfen wir so ein Spiel nicht verlieren«, grantelte Turbines Trainer Bernd Schröder nach der 0:1-Niederlage. Nirgendwo ärgert sich das Potsdamer Urgestein mehr über Rückschläge als im Stadion am Brentanobad, wo Erzfeind Siegfried Dietrich die Strippen zieht.
Viermal in Folge wusste Potsdam dem wirtschaftlich besser betuchten Rivalen aus Frankfurt am Main ein Schnippchen zu schlagen und Meister zu werden. Nun stellen sich die entthronten Potsdamerinnen brav hintenan. Der VfL Wolfsburg kann am Sonntag mit einem Sieg in Frankfurt bereits den Titel perfekt machen. Der Bundesliga-Tabellenführer und Finalist in der Champions League hat sich - auch dank finanzkräftiger Unterstützung aus dem VW-Werk - eine Vormachtstellung erarbeitet, die allenthalben Anerkennung findet.
Schröders Team ist in derzeitiger Verfassung gegen eben diesen Gegner im DFB-Pokalfinale (19. Mai in Köln) nur Außenseiter. Trostpflaster wäre der Pokal ohnehin nicht. »Das ist zwar eine gute Werbung, aber wichtiger wäre für uns die Champions League«, sagte der 70-Jährige. Dafür müsste aber der zweite Platz in der Bundesliga her, doch selbst da hat der 1. FFC Frankfurt nun deutlich bessere Karten. Turbine muss auch in diesem Wettbewerb noch gegen Wolfsburg antreten. Schröder hat bereits benannt, woran in dieser Spielzeit das Versagen festzumachen ist: »Wer nicht in der Lage ist, in Essen zu gewinnen, hat es nicht anders verdient.«
In Frankfurt reichten aller kämpferischer Einsatz und läuferischer Eifer nicht aus; speziell im Mittelfeld ging den Gästen vor den Augen von Bundestrainerin Silvia Neid die Qualität ab. So hing auch eine quirlige Torjägerin wie Genoneva Anonma in der Luft. Und wäre die starke US-Torfrau Alyssa Naeher nicht gewesen, hätte die Niederlage auch höher ausfallen können. So blieb es beim entscheidenden Tor der Frankfurter Nationalspielerin Melanie Behringer, die nach einem Pressschlag mit Alexandra Singer den Ball im zweiten Versuch ins Tor beförderte (22.). »Die Gegenspielerin hat gar nicht durchgezogen. Und dann ist der Ball halt reingehopst«, feixte die 27-jährige Siegtorschützin.
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