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Barock - so funky

»Mediterraneo« - Christina Pluhars musikalische Reise rund um das Mittelmeer

  • Knut Henkel
  • Lesedauer: 3 Min.

David Mayoral lässt eine mit Sand gefüllte Trommel leise wispern. Das klingt wie die Welle des Meeres. Dazu fängt Christana Pluhar an, ihre Theorbe zu spielen - der Auftakt zu »Are mou Rindineddha«. Das traditionelle griechisch-salentinische Gesangsstück bildete den Auftakt der Record-Release-Party im Salle Gaveau im Herzen von Paris. Die stilvolle Location mit der riesigen Orgel über der Bühne gehört zu den bekannten Sälen für klassische Musik in Paris. »Der Salle Gaveau ist deutlich größer und komfortabler als der Salle Byzantine, wo wir die Aufnahmen zum Album ›Mediterraneo‹ gemacht haben. So sind wir umgezogen«, erklärt Christina Pluhar. Großen Spaß hatte die Österreicherin dabei, die neue Platte in ihrer zweiten Heimat vorzustellen. Das Publikum lag den exzellenten Musikern schnell zu Füßen.

Schon der Auftakt, Stücke aus Grecia Salentina, einer Region Italiens, in der es noch rund 40 000 Bewohner in einer Handvoll Dörfern gibt, die einen griechischen Dialekt sprechen und alte überlieferte Lieder singen, war grandios. Dafür sorgten nicht nur die Stimmen von Vincenzo Capezzuto und Katerina Papadopoulou, sondern auch die exzellenten Musiker, die Christina Pluhar zum Konzert und ins Studio geladen hat. Die Lieder aus Gracie Salentina gaben den Anstoß für »Mediterraneo«, denn sie hatten es Christina Pluhar angetan. So erforschte die Dozentin für Barockharfe die Entstehungsgeschichte dieser Lieder. Alsbald kam ihr die Idee, sie neu aufzunehmen. »Von dort aus war es naheliegend, auch einen Blick in die Nachbarländer zu werfen.«

Schon lange hatte Pluhar auf eine Chance gewartet, mit Mísia, einer der einflussreichsten Fado-Sängerinnen Portugals, zu arbeiten. »Mediterraneo« bot ihr nun die Chance, eine musikalische Reise rund um das Mittelmeer zu machen. Dazu lud sie alte Bekannte ein wie die stimmgewaltige Sopranistin Nuria Rial, aber auch neue Freunde wie den schon erwähnten italienischen Sänger und Tänzer Vincenzo Capezzuto oder Ismail Tunçbilek an der Saz. Allesamt Musiker, die so exzellent sind, dass es für Christina Pluhar ein Genuss war, mit ihnen zu arbeiten.

Zwar hat die Direktorin von L’Arpeggiata, ihrem Barock-Ensemble, den Rahmen vorgegeben, doch die Kompositionen lassen den Musikern viel Platz zur Improvisation. Das Aufeinandertreffen so unterschiedlicher Instrumente wie Barockharfe, Saz, griechische Laute und Fado-Gitarre führte zu begeisterten Reaktionen bei den Musikern. Die fanden schnell eine gemeinsame Sprache, die Musik, und hatten ihren Spaß bei den Sessions zur Aufnahme. Großartige Soli sind dabei herausgekommen, wobei David Mayoral an den Percussions und Boris Schmidt am Bass meist die Basis lieferten, die eher an Funk und Jazz erinnern als an den Barock, um den es eigentlich ging.

Die Leichtigkeit, mit der die Musiker agieren, ist genauso beeindruckend wie die intuitive Verständigung mit den fünf SängerInnen, die Christina Pluhar zu den Aufnahmen gebeten hat. Neben Mísia, dem Italiener Capezzuto und Nuria Rial sind es die Griechin Katerian Papadopoulou und die Spanierin Raquel Andueza, die dem Album zusätzliche Facetten verleihen und es zu einer musikalischen Rundreise machen - so funky, dass die Sopranistin Nuria Rial lachend stöhnt, sie habe Mühe gehabt, der Band hinterherzukommen. Die hat der klassischen Barockmusik auf die Sprünge geholfen - ein Effekt, den die Initiatorin durchaus beabsichtigt hat.

Christina Pluhar/L’Arpeggiata: Mediterraneo (EMI Klassik)

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