Assad will »Kapitän« bleiben
Mindestens 52 Tote am Sonntag/ Kritik an Israel, Katar, der Türkei und dem Westen
Der syrische Präsident Baschar al-Assad hat den USA vorgeworfen, eine Politik der Destabilisierung zu verfolgen. In einem ausführlichen Interview mit argentinischen Medien nahm Assad am Wochenende Stellung zur militärischen Lage in Syrien, der Rolle des Westens und den Aussichten einer Syrienkonferenz, die derzeit von Russland, den USA und den Vereinten Nationen vorbereitet wird. Auf den Vorhalt, dass US-Außenminister John Kerry einen Rücktritt für eine politische Lösung in Syrien als unabdingbar genannt habe, antwortete Assad, dass Kerry wohl kaum »ein Mandat des syrischen Volkes habe, um sich dazu zu äußern, wer in Syrien im Amt bleibt und wer nicht«. Syrien sei ein unabhängiger Staat, und das syrische Volk bestehe auf seinem Recht auf Selbstbestimmung.
»Wir lassen uns von niemandem diktieren, was wir tun sollen, egal ob es die USA sind oder ein anderer Staat«. Die Frage der Präsidentschaft werde bei den Wahlen 2014 gelöst. Syrien befinde sich in einer Krise, und »wenn ein Schiff im Sturm ist, macht der Kapitän sich nicht davon«, sagte Assad. Er sehe es als seine Pflicht an, »dem Sturm zu begegnen und das Schiff in sicheres Fahrwasser zu lenken«, er werde nicht vor seiner Verantwortung davonlaufen.
Assad begrüßte die russisch-US-amerikanische Initiative einer Syrienkonferenz. Es sei wichtig, eine Plattform zu haben, auf der eine Lösung gefunden werden könne. Er sei aber »skeptisch, ob einige westliche Regierungen es wirklich ernst meinen mit einer realistischen politischen Lösung«. Der Grund dafür sei, dass sie »weiterhin terroristische Gruppen in Syrien unterstützen«. Damaskus sei entschlossen, eine politische Lösung zu finden, »aber es gibt Kräfte, die eine solche Lösung verhindern wollen.« Eine Lösung in Syrien sei auch keine Einbahnstraße, so Assad. »Alle Seiten müssen dazu bereit sein.«
Namentlich brachte Assad seine Bedenken gegenüber Katar und der Türkei zum Ausdruck. Auch Israel unterstütze die Aufständischen. Es sei bekannt, dass verletzte Kämpfer auf den Golanhöhen in Krankenhäusern behandelt worden seien. Gezielt helfe Israel den Aufständischen, syrische Luftabwehr-Anlagen zu zerstören.
Israel schloss am Wochenende weitere Angriffe auf Syrien nicht aus. »Wir werden die Sicherheitsinteressen der Bürger Israels weiter gewährleisten« und »so weit wie möglich verhindern, dass moderne Waffen zur Hisbollah (in Libanon) gelangen«, sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu am Sonntag in Jerusalem. Seine Regierung verfolge die Entwicklung in Syrien sehr genau und sei »auf jedes Szenario vorbereitet«. Vor zwei Wochen hatten israelische Kampfjets drei Mal Ziele im Umland von Damaskus angegriffen.
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