Wolfsburg triumphiert in Köln
Turbine Potsdam unterliegt dem Meister im packenden DFB-Pokalfinale mit 2:3
Die Fans des frischgebackenen Frauen-Fußballmeisters VfL Wolfsburg fingen schon mit Siegesgesängen an, als das DFB-Pokalfinale gegen den entthronten Titelträger Turbine Potsdam nicht mal eine Stunde alt war. Die zahlreich in grünen Outfits nach Köln gereisten Anhänger aus der Autostadt waren sich nach der 3:0-Führung durch zwei Treffer von Martina Müller (45., 52.) und die frühere Potsdamerin Conny Pohlers (55.) ziemlich sicher, dass nichts mehr anbrennen würde. »Aber man darf Potsdam nie abschreiben. Es wurde noch einmal ein hoch emotionales Spiel, auf das man von draußen nur noch wenig Einfluss nehmen konnte«, gestand der Wolfsburger Trainer Ralf Kellermann nach dem knappen 3:2-Erfolg seiner Elf. Der deutsche Frauen-Pokalsieger kommt damit erstmals aus Wolfsburg.
Turbine, das hingegen erstmals seit 2008 ohne Titel blieb, hatte sich allerdings zwischenzeitlich mit Macht zurückgemeldet. Die eingewechselte Schottin Lisa Evans köpfte das 1:3 (59.). Nur drei Minuten später verwandelte die Japanerin Yuki Ogimi in ihrem letzten Spiel für Potsdam einen Foulelfmeter zum 2:3. Es entwickelte sich eine Schlussphase, die den deutschen Frauen-Fußball in ein ansehnliches Schaufenster stellte und die Zuschauer hin und her riss.
Beide Mannschaften stürmten munter drauf los. Potsdam stand vor allem beim Schuss der eingewechselten Norwegerin Ada Hegerberg an den rechten Pfosten des verwaisten Wolfsburger Kastens dicht vor dem Ausgleich. Wolfsburg nutzte die sich bietenden Räume für zahlreiche Konter, doch Pohlers, Müller, Viola Odebrecht und Spielführerin Nadine Keßler zeigten sich gnädig. So blieb es bis zum Schluss spannend.
Leider bekamen das im Rhein-Energie-Stadion von Köln, wo sonst Zweitligist 1. FC Köln im Schnitt 40 646 Zuschauer anzieht, nur 14 269 Fans mit. In Köln, wo das DFB-Pokal-Finale zum vierten Mal in Serie stattfand, hält der Abwärtstrend in punkto Zuspruch damit weiter an. Vielleicht wäre die Rückkehr nach Berlin als Anhängsel des Männerfinales doch angebracht. Turbine Bernd Schröder hat darüber mit Bundespräsident Joachim Gauck auf jeden Fall gesprochen, der nach dem Abpfiff zusammen mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Bundestrainerin Silvia Neid die Ehrung der Endspielteilnehmer vornahm. »Joachim Gauck ist der vierte Bundespräsident, den ich bei Pokal-Endspielen erlebe. Ich habe ihm gesagt, dass wir sehr gern nach Berlin zurückkehren würden. Denn das ist unser Wohnzimmer«, sagte Schröder, der in Köln bereits zwei Endspiele verloren hat. »Ich weiß nicht, ob der Frauenfußball so einen Boom erleben wird. Es wird eher weniger als mehr. Wir können die Leute aber nicht zwingen, Frauenfußballspiele zu besuchen.«
Freiwillig gekommen waren aber beispielsweise hochrangige Vertreter des Männer-Bundesligisten VfL Wolfsburg. Trainer Dieter Hecking und Manager Klaus Allofs klatschen auf der Ehrentribüne artig Beifall, als ihre Mädels die Medaillen und den Pokal überreicht bekamen. VfL-Frauen-Trainer Kellermann empfand das als sehr große Wertschätzung. Sollte Wolfsburg am Donnerstag auch noch das Champions-League-Finale gegen Olympique Lyon gewinnen, würde diese sicher weiter steigen.
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