Benachteiligte Studenten?

Bernd Müller-Jacquier ist Professor für Interkulturelle Germanistik an der Uni Bayreuth

  • Lesedauer: 3 Min.

nd: Von der Ausländerbehörde der Universitätsstadt Bayreuth sollen ausländische Studierende systematisch benachteiligt werden. Wodurch zeigt sich diese Benachteiligung?
Müller-Jacquier: Wir haben eine große Umfrage mit etwa 60 ausländischen Studierenden, Doktoranden und Mitarbeitern durchgeführt und sie zu ihren Erfahrungen mit der Bayreuther Ausländerbehörde befragt. Dabei zeigte sich, dass viele Probleme nicht ohne Intervention von Betreuern und anderen Außenstehenden gelöst werden konnten. Das heißt, erst einmal war bei den Mitarbeitern der Behörde die Bereitschaft zur Lösungsfindung nicht vorhanden.

Was bedeuten die Probleme für die Betroffenen und wie sehen die Konsequenzen aus?
Für die Betroffenen geht es um ihren Aufenthaltstitel und damit existenzielle Grundlage und berufliche Zukunft. Häufige Probleme treten etwa bei Studienfachwechseln auf. In einem Fall wurde eine Studentin zur Ausreise und Beantragung eines neuen Visums gezwungen, nur weil sie den Studiengang gewechselt hat und dies nicht der Behörde anzeigte. Das Visum hat sie später in ihrer Heimat bekommen. Durch den Ärger hat sie fast ein ganzes Semester verloren und ihr Studium unnötig verlängert. Das hätte von der Behörde auch unkomplizierter gelöst werden können. In anderen Fällen müssen Studierende viele Monate auf ihre offiziellen Papiere warten.

In einem Vergleich mit anderen Städten haben Sie festgestellt, dass andere Ausländerbehörden mit Akademikern wesentlich unkomplizierter umgehen. Weshalb tut sich gerade Bayreuth schwer?
Vereinfacht lässt sich sagen, dass es einerseits mit der Arbeitseinstellung der Behördenmitarbeiter zu tun hat. Andererseits unterlässt es die Politik, positive Beispiele der Arbeit von Ausländerbehörden öffentlich zu loben. Wahrscheinlich herrscht die Angst, dass Teile der Wählerschaft darauf eher verhalten reagieren.

Fehlt es den Mitarbeitern womöglich an Fortbildungen in interkultureller Kompetenz?
Die Probleme liegen nicht an der Ausbildung. So haben die Mitarbeiter hier ein Training in interkultureller Kommunikation absolviert. An der Praxis haben wir keine Änderungen feststellen können.

Müsste die Universität und die Stadt Bayreuth nicht große Angst um ihren Ruf bekommen?
Als ich vor zwei Jahren schon einmal an die Öffentlichkeit ging, wurde noch so angenommen, als handelte es sich um Einzelfälle. Zwar wurde ein Runder Tisch initiiert, der allerdings nicht viel gebracht hat. Vor einigen Monaten wurde dann eine Verwaltungsvereinbarung geschlossen. So kommt regelmäßig ein Mitarbeiter der Ausländerbehörde an die Universität und berät die Studierenden. Allerdings sind dies Maßnahmen, die an vielen anderen Universitäten üblich sind.

Was für ein Bild hinterlässt das Verhalten der Behörde bei ausländischen Studierenden?
Bei unseren Interviews haben wir gefragt, ob die Studierenden Bayreuth ihren Bekannten weiterempfehlen würden. Manche haben sich diplomatisch ausgedrückt und die Universität gelobt, aber die Stadt kritisiert. Viele würden aber ganz klar von einem Studium an der Universität Bayreuth abraten. Das hat die Universität nicht verdient.

Fragen: Robert D. Meyer

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