Riesenzirkus mit Fragezeichen
Dynamo Dresden steht nach dem Relegationssieg über Osnabrück vor dem Neuaufbau
Cristian Fiel hatte von den Feierlichkeiten nach dem Klassenerhalt von Fußball-Zweitligist Dynamo Dresden am Dienstagabend nicht viel. Der 33-jährige Mittelfeldspieler musste mach dem 2:0-Sieg im Relegationsrückspiel gegen den VfL Osnabrück, der die 0:1-Niederlage vom Hinspiel wettmachte, zur Dopingkontrolle. »Es wollte einfach nicht laufen. Als ich kurz vor ein 1 Uhr nachts aus dem Stadion bin, waren die meisten meiner Mitspieler schon weg«, sagte Fiel, der trotzdem nicht sonderlich geknickt war. »Ich bin einfach nur froh, dass wir es geschafft haben.«
Am Mittwoch um 11 Uhr kamen auch die Nachtschwärmer noch mal mit Trainer Peter Pacult für eine halbe Stunde in der Kabine zusammen. »Er hat uns gesagt, dass es am 20. Juni wieder losgeht.« Der Fakt, dass Pacult am Tag nach dem Showdown überhaupt noch zu seinen Kickern sprach, war angesichts der Vorkommnisse beim spannenden Ausscheidungsspiel mit dem Tabellendritten der 3. Liga bemerkenswert. Unmittelbar nach dem Anpfiff war Pacult von einem MDR-Reporter zu seinem angeblich kurz bevorstehenden Abgang befragt worden. Gerüchte darüber hatte es schon in den Tagen zuvor gegeben.
Mit Olaf Janßen, dem früheren Kölner und Frankfurter Bundesligaprofi und jetzigen Co-Trainer von Aserbaidshan, soll sogar schon ein Nachfolger parat stehen. Pacult, dessen Vertrag sich durch den Klassenerhalt automatisch bis 2014 verlängerte, machte auf der Pressekonferenz gute Miene zum bösen Spiel. »Eigentlich will ich dazu nicht mehr viel sagen. Es ist traurig genug. Trotzdem gefällt es mir, dass wir die Liga gehalten haben«, sagte der Dynamo-Trainer. »Jetzt haben wir einen Riesenzirkus. Schade, dass man so einen schönen Abend mit so einer Meldung kaputt macht. Wir feiern trotzdem.«
Das konnte er auch, zumal Dresdens Sportchef Steffen Menze zumindest am Spieltag die Meldung des baldigen Abgangs nicht bestätigen wollte. Die Spieler interessierte dies nach den umjubelten Toren von Fiel und Idir Ouali ohnehin nicht. »Das ist Sache vom Management und der Vereinsführung. Ich habe keine Ahnung, was passieren wird und soll. Ich gehe jetzt in den Urlaub«, sagte Abwehrspieler Sebastian Schuppan. Der frühere Cottbuser zeigte aber auch Mitleid mit dem Verlierer: »Für Osnabrück ist das bitter.«
VfL-Trainer Alexander Ukrow gestand ein, dass sich seine Elf von der großen Kulisse habe beeindrucken lassen. »Erst nach dem 0:1 haben wir angefangen, Fußball zu spielen. Wenn man beide Spiele zusammenzählt, war Dresden besser. Trotzdem sind wir stolz auf die Saison, die wir gespielt haben«, meinte Ukrow, der vor der Relegation seinen entlassenden Chef Claus-Dieter Wollitz beerbt hatte.
Dresden steht nun mit oder ohne Pacult vor einem Neubeginn. Eine solche Serie inklusive Abstiegsgefahr soll sich nicht wiederholen. Einige Personalrochaden gibt es schon. Mittelfeldspieler David Solga erklärte, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Dagegen wurde durch den Klassenerhalt das Arbeitspapier von Christoph Menz gültig. Der bisherige Defensivmann des 1. FC Union Berlin, der gegen Osnabrück in Dresden auf der Tribüne mitzitterte, hatte für zwei Jahre bei der SGD unterschrieben.
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