Fahrschulen gehen die Schüler aus
In Thüringen sollen neue Angebote für Ältere aus der Krise helfen
Weimar (dpa/nd). Die Zahl der Fahrschüler in Thüringen ist nach Verbandsangaben in den vergangenen fünf Jahren um 45 Prozent eingebrochen. Grund seien die geburtenschwachen Jahrgänge, die jetzt in das Alter kommen, die Fahrerlaubnis abzulegen, sagte der Vorsitzende des Thüringer Fahrlehrerverbandes, Rüdiger Brandes. Gleichzeitig sei die Zahl der Fahrschulen in diesem Zeitraum um etwa 20 Prozent zurückgegangen. »Mit diesen Trends kämpfen wir. Wir haben eine richtige Krise«, sagte Brandes. Es gebe einen hohen Konkurrenzdruck, der vielfach über die Preise ausgetragen werde. Das war auch eines der Themen auf der Mitgliederversammlung des Verbandes am Samstag in Weimar.
Keine Massenbewegung
Angesichts der immer älter werdenden Gesellschaft setzt Brandes in den kommenden Jahren auf spezielle Angebote für Senioren. »Hoffentlich erkennen immer mehr ältere Menschen, dass eine Auffrischung ihre Fertigkeiten gut tun kann.« Probleme hätten vor allem die älteren Menschen, die wenig fahren, aber auf die Mobilität durch das Auto angewiesen seien. Brandes hofft, dass diese Probleme häufiger als bisher auch in den Familien diskutiert würden. »Es müsste mehr Mut geben, dieses Thema anzusprechen.« Das gelte auch für das Technikverständnis älterer Autofahrer.
Der technische Standard der Fahrzeuge steige enorm, vor allem die Fahrassistenzsysteme könnten eine Hilfe sein. Sie seien jedoch erklärungsbedürftig. Entsprechende Schulungen würden von den Fahrschulen angeboten. Es gebe Zulauf, aber: »Es ist noch keine Massenbewegung«, sagte der Verbandschef. Auch der Test mit dem Mopedführerschein ab 15 Jahren hat bisher nicht zu einem Ansturm auf die Thüringer Fahrschulen geführt. Er laufe allerdings auch erst seit einigen Wochen.
Punkte abbauen
»Es ist ein Versuch, Jugendliche mobiler zu machen.« Allerdings machten Mopedführerscheine ohnehin nur etwa ein Prozent der jährlich abgelegten Führerscheinprüfungen im Freistaat aus. Brandes bekräftigte die Forderung der Fahrlehrerschaft, Autofahrern zum Abbau von Punkten in der Verkehrssünderdatei freiwillige Aufbauseminare zu ermöglichen. Nachdem der Bundestag bei der Reform des Verkehrszentralregisters dafür grünes Licht gegeben habe, seien jetzt die Bundesländer gefragt, die im Bundesrat zustimmen müssten. »Wir erwarten, dass sich die Thüringer Landesregierung dafür stark macht.« Bisher gebe es nur das Pflichtprogramm mit Nachschulungen für Punktesünder.
Brandes schätzt die Zahl der Fahrschulen in Thüringen auf mehr als 500. Das Verkehrsministerium geht von etwa 665 aus; nicht wenige davon sind Kleinstbetriebe, die der Inhaber allein in Schwung halten muss. Die Zahl der jährlich abgelegten Führerscheinprüfungen soll nach groben Schätzungen über 200 000 liegen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.