Protest gegen U21-EM in Israel
DFB-Elf startet gegen die Niederlande ins Turnier
Umgeben von der israelischen Nationalmannschaft der unter 21-jährigen, steht Israels Premierminister Benjamin Netanjahu mit einem Fußball in der Hand da und schaut in die Kamera, während ihm die Mannschaft Beifall zollt. Gegenüber der »Jerusalem Post« erklärt Netanjahu seine Begeisterung über die U21 Europameisterschaft: »Die Errungenschaft dieses Turniers ist die Tatsache, dass es in Israel stattfindet.« Er sei erfreut, dass Michel Platini, Präsident des europäischen Verbandes UEFA, sich dafür eingesetzt habe.
Die deutschen Nachwuchskicker treten am heutigen Abend erstmals im Turnier gegen den Erzrivalen Niederlande an. Weitere Vorrundengegner sind am Sonntag Spanien und am kommenden Mittwoch Russland. Während für Deutschland in erster Linie die Ergebnisse zählen, ist das Turnier für Gastgeber Israel bereits ein Erfolg. Erstmalig trägt das Land dieses Turnier aus.
Seitdem Platini vor über einem Jahr die Entscheidung bekannt gegeben hatte, hat es von pro-palästinensischen Gruppen immer wieder Boykottaufrufe gegeben, unter anderem von der Palestine Solidarity Campaign und dem Muslims Public Affairs Committee UK. Wie Al Jazeera im Juni 2012 berichtete, schrieb der ehemalige palästinensische Sicherheitschef Dschibril Radschub in seiner neuen Position als Vorsitzender des palästinensischen Fußballverbands PFA einen Brief an Platini, wo er ihn aufforderte, einen neuen Standort auszuwählen, da es unangebracht sei, in Israel Fußball zu spielen, während drei palästinensische Fußballspieler in israelischen Gefängnissen säßen.
Es folgte eine Petition von über 60 Fußballspielern - keiner davon ist beim Turnier aktiv - und ein Boykottaufruf des südafrikanischen Anti-Apartheid-Aktivisten Desmond Tutu. Noch im November berichtete die »Daily Mail«, dass die UEFA sich überlege, das Turnier statt in Israel in England stattfinden zu lassen. Allerdings waren 70 Prozent der 250 000 Eintrittskarten für das Turnier, das bis zum 18. Juni läuft, bereits vor dem Auftakt verkauft. Viel zu sehen gibt es für die Fans auf jeden Fall, vor allem eine Vorschau auf die Superstars von morgen. Vor vier Jahren spielten beispielsweise noch Mesut Özil und Sami Khedira für den DFB-Nachwuchs.
Am Freitag findet auf Anraten Radschubs eine Besprechung des Weltverbandes FIFA statt. Dessen Präsident Sepp Blatter gab bekannt, er werde das Problem um den Ausrichter Israel zum Thema machen. Für die diplomatischen Beziehungen zwischen den israelischen und palästinensischen Fußballverbänden ist aber Schlusspfiff. Radschub gab nach Angaben der israelischen Sportinternetseite »One« bekannt, er werde sich nicht mit Avi Luzon, dem Vorsitzenden des israelischen Verbandes treffen.
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