OccupyGezi schaltet Anzeige in der »New York Times«

Ganzseitige Annonce verspricht: Wir lassen uns nicht unterdrücken / Solidaritätsaktionen für türkische Protestbewegung in den USA und Deutschland

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (Agenturen/nd). Unter dem Titel „Was passiert in der Türkei“ hat die türkische Protestbewegung am Freitag eine ganzseitige Anzeige in der „New York Times“ geschaltet. „Die Bevölkerung der Türkei hat gesprochen, wir werden uns nicht unterdrücken lassen“, heißt es in der Anzeige, deren Titel hinter dem Rauch einer Tränengassalve verschwindet. Unterzeichnet wurde der Text von der Gezi-Demokratiebewegung, deren Name von dem Istanbuler Park stammt, in dem die Proteste vor einer Woche begonnen hatten.

Innerhalb von fünf Tagen sammelten die Organisatoren nach eigenen Angaben über das Internet mehr als 100.000 Dollar (etwa 76.000 Euro) für die Anzeige. Mehr als 2500 Menschen hätten sich beteiligt, wobei die Mehrheit nicht mehr als 50 Dollar gespendet habe.

In den zehn Jahren der Regierungszeit von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan seien die bürgerlichen Rechte und Freiheiten der Türken kontinuierlich beschnitten worden, heißt es in der Anzeige. Zahlreiche Journalisten, Künstler und gewählte Beamte seien festgenommen worden. Zudem gebe es Einschränkungen bei der Redefreiheit sowie bei den Rechten von Frauen und Minderheiten. All dies zeige, dass es die Regierungspartei mit der Demokratie nicht ernst meine.

Die Türkei sieht sich seit einer Woche einer beispiellosen Protestwelle ausgesetzt. Die Demonstrationen hatten am vergangenen Freitag nach einer gewaltsamen Polizeiaktion gegen einige wenige Demonstranten begonnen, die ein Bauprojekt im Gezi-Park verhindern wollten. Seitdem weiteten sich die Proteste auf das ganze Land aus und wandten sich zunehmend gegen die Regierung, der die Demonstranten einen autoritären Regierungsstil vorwerfen.

Für Samstag ist in New York eine erneute Solidaritätskundgebung für die türkische Protestbewegung geplant. In Hambrug hatten am Freitagabend rund 1200 Menschen ihre Solidarität mit der Opposition in der Türkei bekundet. Ähnliche Aktionen finden seit Tagen in vielen deutschen Städten statt.

Derweil berichten Medien aus Istanbul, dass die Demonstranten im Gezi-Park in Zelten oder eingewickelt in Decken unter Planen übernachteten. Das Protestcamp habe den Charakter einer kleine Stadt angenommen. Die Zeitung „Radikal“ berichtete am Freitag unter Berufung auf regierungsnahe Kreisen, dass Ministerpräsident Erdogan wachsendem Druck in seiner eigenen Partei ausgesetzt sei. Angeblich habe bei einem Treffen des Parteivorstandes am Freitag auch die Möglichkeit vorgezogener Neuwahlen auf der Agenda gestanden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!