Palast der Erinnerung

Dem Schloss musste der DDR-Repräsentationsbau weichen - ein Freundeskreis dokumentiert seine Geschichte

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Demonstrieren werden sie heute nicht, was nicht heißt, dass sie sich mit dem Schlossprojekt abgefunden hätten. Schließlich stand da, wo sich jetzt die riesige Baugrube auftut, bis vor fünf Jahren noch jenes Gebäude, für dessen Erhalt sie so lange gekämpft hatten: der Palast der Republik. Als Bürgerinitiative »Pro Palast« organisierten sie »sanfte Belagerungen« des verschlossenen Gebäudes und sammelten 100 000 Unterschriften gegen den Abriss.

Als die Abrissbagger ihr Werk getan hatten, formierten sie sich zum »Freundeskreis Palast der Republik« um. »Wir sind aber kein nostalgisch veranlagter Erinnerungsverein, der einem verschwundenen Gebäude nachtrauert«, betont Sprecher Rudolf Denner. »Wir wollen uns vielmehr weiter einmischen in die Gestaltung des Schlossplatzes.« Mit »wir« sind etwa 150 meist schon etwas betagtere Bürger gemeint, zu denen auch Promis wie Hans Modrow oder Täve Schur gehören. Ihre Einmischung konzentriert sich vor allem darauf, die Erinnerung an den Palast wachzuhalten. Und zwar im Schloss, das Denner aber nie so nennt, sondern immer nur Humboldtforum. Weil es ja nicht das Berliner Schloss sei, was dort entsteht, sondern ein modernes Mehrzweckgebäude mit einer alten Fassade, »die sie aber sowieso nicht mehr original hinkriegen, weil das viel zu teuer ist«.

Hinter dieser Fassade soll die Palastgeschichte dokumentiert werden, ungefähr so, wie es die Palastfreunde in ihren Ausstellungen tun, mit denen sie seit Jahren durch die Stadt ziehen und an die »70 Millionen Palast-Besucher in 14 Jahren bis zur Schließung« erinnern. »Das müssen sie mit dem Humboldtforum erst mal hinkriegen«, so Denner.

Bei der Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum, die das Schloss errichtet, hat man Verständnis für die Forderung. »Die Geschichte des Palastes darf nicht vergessen werden«, schrieb Stiftungschef Manfred Rettig in das Besucherbuch des Freundeskreises. In der Ausstellung über die Geschichte des Ortes würde auch der Palast seinen Platz finden. Dass im Schloss auch die »Gläserne Blume« wieder aufgestellt wird, unter der sich die Palastbesucher einst trafen, gilt als sicher.

Denner nennt es produktive Wut, was die Palastfreunde antreibt. Die hat gerade neue Nahrung bekommen. Denn erst vor einem Monat ging die Antwort des Bundestages auf eine Petition ein, die sie bereits im April 2011 mit 1000 Unterschriften an den Bundestag gerichtet hatten. Das Petitionsverfahren sei abzuschließen, weil dem Anliegen der Petenten teilweise entsprochen worden sei, lautete die lapidare Antwort mit Hinweis auf diverse Bundestagsbeschlüsse und Diskussionsforen. »Dafür brauchten die zwei Jahre«, ärgert sich Denner. Ein anderes Ergebnis hatte er aber ohnehin nicht erwartet, wurde in der Petition doch schlicht die »volle Transparenz« über die »Vorgänge am Schlossplatz« gefordert und die Errichtung des Forums ohne Schlossfassaden. »Aber wir hätten schon gern gewusst, wie die Bundesregierung die Kostensicherheit beim Forum einschätzt und ob sie wirklich meint, dass die Spenden für die Fassade zusammenkommen«, so Denner. Jetzt werde man die Petition eben direkt an die Bundeskanzlerin schicken. Die sehen die Palastfreunde fast als Verbündete an, kommt sie doch auch nicht zur Grundsteinlegung.

Und der ganze Vorgang wird sicher in ihre nächste Ausstellung einfließen, die sie ab 5. Juli zeigen wollen. Mit Fotos, Collagen, Zeitzeugenberichten und diversen Palastresten. »Wir haben so viel Material, dass wir mehrere Ausstellungen bestücken könnten«, sagt Denner. Dafür hätten sich sogar schon die Chinesen interessiert. »Die könnten sich sogar einen Wiederaufbau vorstellen.« Womit Palast und Schloss fast eine Schicksalsgemeinschaft wären.

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