Fracking verseucht Grundwasser

Studie für US-Umweltamt entkräftet Argumente der Erdgasindustrie

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 2 Min.
Forscher der Duke University (US-Bundesstaat North Carolina) haben in einer Fracking-Studie Erdgas im Trinkwasser nachgewiesen. Damit erhält die Diskussion um die Gefahren der umstrittenen Fördermethode von Schiefergas neue Nahrung.

Nicht nur in den USA wird diskutiert, ob durch das Fracking das Grundwasser verseucht wird. Nun könnte es eine Antwort auf diese Frage geben. Forscher der Duke University haben 140 Proben aus Brunnen im Marcellus-Becken in Pennsylvania entnommen. Der Marcellus-Schiefer zieht sich von New York durch Pennsylvania, West Virginia und Ohio und ist reich an Gasvorkommen. Und die Forscher glauben, dass die umstrittene Fördermethode durchaus das Grundwasser belastet. »Die Daten, die wir über Methan, Ethan und Propan erhoben haben, und neue Hinweise über Kohlenwasserstoff und Helium zeigen auf, dass das Wasser einiger Grundstückseigentümer belastet ist«, sagte Robert Jackson, Umweltwissenschaftler an der Universität in North Carolina. Die von der Nationalen Wissenschaftsakademie veröffentlichte Studie belegt, dass es in einigen Fällen eindeutig das Gas war, welches dort gefördert wird. »Wahrscheinlich lag dies an schlecht gebauten Brunnen«, ergänzt Jackson.

Beim Fracking wird das im Gestein gebundene Gas freigesetzt, indem eine Mischung aus Wasser, Sand, Salz und Chemikalien in den Boden eingeführt wird. Die Energiewirtschaft hat lange Zeit behauptet, Fracking sei sicher. Die Mengen an Methan, Ethan und Propan, die nun gefunden worden waren, seien nicht lebensbedrohlich, überschritten aber die erlaubten Grenzwerte, heißt es in der Studie. Die Entfernung der Häuser vom Fördergebiet war bei der Konzentration des Gases ein entscheidender Faktor. Schlecht konstruierte Brunnen ebenso.

»Die neuen Erhebungen bestätigen unsere Vermutung, dass in dieser Region das Trinkwasser durch Gas verschmutzt wird«, sagte der Geochemiker Avner Vengosh von der Duke University. »Die Frage ist nun, wie es sich in anderen Regionen verhält.« Vor zwei Jahren hatte die Forschergruppe einen Bericht veröffentlicht, wonach die beim Fracking verwendeten Chemikalien keinen negativen Einfluss auf das Brunnenwasser einer anderen Stadt in Pennsylvania haben. Allerdings wurde auch damals bereits Methan im Grundwasser festgestellt.

Die Umweltschutzbehörde EPA hatte erst kürzlich entschieden, ihre Ergebnisse, nach denen Fracking für verschmutztes Grundwasser in Wyoming verantwortlich ist, nicht durch unabhängige Wissenschaftler überprüfen zu lassen, sondern durch Umweltbeamte aus Wyoming. Es gilt als sehr ungewöhnlich, dass die Bundesbehörde Befugnisse an Landesmitarbeiter abgibt. Dabei soll der Druck der Fracking-Befürworter eine Rolle gespielt haben. Die EPA ist häufig im Visier konservativer Politiker, die in Wyoming das Sagen haben.

»Wir stehen zu unseren Ergebnissen, aber die EPA denkt, der Bundesstaat hat das Recht, sie zu überprüfen«, sagte EPA-Sprecher Tom Reynolds. Die Ölindustrie hält die EPA-Studie für fehlerhaft und fürchtet, sie könnte negativen Einfluss auf die Nutzung der Gasvorkommen haben.

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