Wechselzeit in Syrien

Roland Etzel zu Entwicklungen an den syrischen Kriegsfronten

  • Lesedauer: 2 Min.

Auf beiden Seiten der syrischen Kriegsfronten ist das Tableau des Führungspersonals in den vergangenen Tagen kräftig durcheinander geschüttelt worden. Doch die Gründe hier wie da könnten kaum unterschiedlicher sein. Während Assads Durchgriff an der Spitze seiner Baath-Partei wohl als imperiales Gehabe zu deuten ist, trägt der Rücktritt des Wortführers der Exilregierung alle Merkmale des Scheiterns.

Die Bezeichnung von Ghassam Hitto als Chef der »Interimsregierung für die befreiten Gebiete« war von Anfang an mehr Wunsch als Realität. Zum einen, weil der Umfang dieser »Gebiete« ständiger kriegsbedingter Veränderung unterlag; vor allem aber, weil sich die Truppführer der bewaffneten Regierungsgegner von Hitto nichts sagen ließen. Dessen Mandat von Exilversammlungen in Doha oder Istanbul war für sie bedeutungslos, weil sie Geld und Waffen über andere Kanäle erhielten. Eher duldeten sie ihn, als dass sie ihm unterstanden.

Wenn die Rivalität der Anti-Assad-Milizen untereinander derzeit etwas nachgelassen hat, dann vor allem deshalb, weil sie von der syrischen Armee unter Druck gesetzt werden, die ihren seit etwa sechs Wochen anhaltenden Vormarsch in die »Gebiete« fortsetzt, jetzt auch in der drittgrößten Stadt Homs. Das Scheitern Hittos ist nicht zuletzt eine unangenehme Erkenntnis für die »Freunde Syriens« im Westen. Sie müssen erkennen, dass es ihnen allen guten Gaben zum Trotz nicht gelungen ist, eine arbeitsfähige Regierung der Rebellen zu präsentieren.

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