Revolution? Nein! Linkspartei stellt ihre Wahlkampagne zur Bundestagswahl vor
Comickünstler Gerhard Seyfried wird im Wahlkampf die Großveranstaltungen der Linkspartei bebildern
Ein Fragezeichen ist das Erste, was von dem neuen Großflächenplakat der Linkspartei für die Bundestagswahl am 22. September zu sehen ist. Dann zieht Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn noch einmal kräftig an dem roten Tuch - und das ganze Plakat wird sichtbar. Die LINKE-Mitglieder auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte schwenken rote Fahnen, klatschen und lassen Klingeln von Fahrrädern ertönen, mit denen im Wahlkampf Infomaterial unter die Leute gebracht werden soll. »Revolution« steht schwarz auf weiß auf dem Plakat.
Daneben ein Fragezeichen. Und darunter »Nein, einfach zeitgemäß«. Dann folgen zentrale Forderungen der Partei: 10 Euro Mindestlohn, 1050 Euro Mindestrente, bezahlbare Mieten und Energie, Mindestsicherung statt Hartz IV und ein Verbot von Waffenexporten. Auch die kleineren Wahlplakate sind eher schlicht mit kurzen klaren Forderungen. »Der Osten wählt rot« steht da oder »Teilen macht Spaß: Millionärssteuer jetzt«. Etwas bunter werden die 19 Großveranstaltungen der LINKEN bebildert.
Die Bühnen gestaltet der renommierte Polit-Comiczeichner Gerhard Seyfried. Er hatte bisher mit knallbunten Plakaten im Berliner Alternativbezirk Friedrichshain-Kreuzberg dem Grünen-Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele geholfen, ein Direktmandat zu erreichen. Dieses Jahr wird Ströbele von Ziska Riemann gezeichnet. Sie war einst Schülerin und später Co-Autorin von Seyfried. Offenbar ist es nicht sonderlich schwierig gewesen, den Künstler für die LINKE zu gewinnen. »Wir haben ihn gefragt, er hat ja gesagt«, erklärt Matthias Höhn.
Der Etat für die Wahlkampagne liegt laut dem LINKE-Bundesgeschäftsführer bei 4,5 Millionen Euro. »Wir haben 2000 mobile Großflächen, 650 feste und die von Mitgliedern und Sympathisanten gespendeten Großflächen«, sagt Höhn. Dazu kämen über 380 000 Themenplakate, mehr als 7,5 Millionen Wahlzeitungen und fast drei Millionen Kurzwahlprogramme. Keine Unterstützung von der Bundes-Wahlkampfleitung haben zwei Plakate des niedersächsischen Spitzenkandidaten Diether Dehm gefunden. Trotzdem wird sein Landesverband mit diesen werben.
Auf einem Plakatentwurf ist eine Karikatur von Dehm und dem Künstler Arno Funke zu sehen. Die Spitzenkandidaten von SPD und FDP, Peer Steinbrück und Rainer Brüderle, Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain und Bundeskanzlerin Angela Merkel spielen €U-Monopoli. Dehm und LINKE-Vizechefin Sahra Wagenknecht entreißen ihnen die Wasserwerke. Auf einem anderen Plakat steht: »€uropa so nicht! Sozialstaat retten statt Banken«. Dem »nd« sagt Dehm: »Wir haben uns nach Diskussionen in der Bundes-Wahlkampfleitung zu zwei zusätzlichen Plakaten und eigenen künstlerischen Akzenten im niedersächsischen Wahlkampf entschlossen. Aber dies auch in enger Abstimmung mit einigen Spitzenkandidatinnen in anderen Landesverbänden.«
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.