Royale Presswehen
Wolfgang Hübner über den medialen Prinzenwahn
»Ein künftiger König ist geboren worden«, jubelte die Nachrichtenagentur dpa, nachdem endlich die Vollzugsmeldung aus London eingetroffen war. Wenn sie sich da mal nicht täuschen. Denn der Neue ist die Nummer 3 in der Thronfolge. Und bis jetzt wartet schon die Nummer 1 seit Jahrzehnten vergeblich. Charles hat die Hoffnung wohl schon aufgegeben, denn die Queen ist fit, drahtig, energisch und macht – im Gegensatz zu den Monarchen in Belgien und den Niederlanden – nicht die geringsten Anstalten, in Rente zu gehen. Queen Mum wurde über 100 Jahre alt, und die Queen scheint entschlossen zu sein, ihre Mutter zu übertreffen. Schlechte Zeiten auch für die Nummer 2, Prinz William, und wohl auch für die Nummer 3, dessen Namen nicht genannt werden kann, weil er noch keinen hat. Jedenfalls nicht offiziell.
Aber das ist ferne Zukunftsmusik. Näher liegen praktische Alltagsfragen. »Wie es nach der Geburt des Kindes von Kate und William weitergeht«, titelte dpa am Montagmittag noch in freudiger Erwartung einen Vorschautext. Da kann man aus Erfahrung nur sagen: wie überall, wo ein Kind geboren wurde. Wenig schlafen, alle paar Stunden stillen, den ganzen Tag irgendwie beschäftigt sein. Ihre Durchlaucht werden hässliche Augenringe bekommen und sich vorerst mehr für den kleinen als für den großen Prinzen interessieren. Ach ja, das noch: Windeln waschen. Denn auch ein Prinz ist ein Hosenscheißer. Und selbst bei einem Thronfolger ist das Stoffwechselendprodukt kein Gold.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.